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Archiv-Artikel

leserInnenbriefe

Selber denken oder googeln?

■ betr.: „Frank Schirrmacher, das Digitakel aus Frankfurt“,taz vom 21. 11. 09

Was ist da los im Kulturressort? Warum wird ein etwas zu lang geratener Essay über die tatsächlich vorhandene kognitive Krise der Gesellschaft im Zeichen einer fortschreitenden Digitalisierung, das beweist nicht zuletzt diese schludrige Besprechung, nur deshalb niedergemacht, weil er von Frank Schirrmacher ist. Der Verfasser scheint wohl zu den Digital Natives zu gehören. Wie sehr die nicht mehr ganz so neuen Medien unsere Wahrnehmung verändern, hat schon der einstmalige Siegeszug der Fernbedienung beim TV gezeigt. Schirrmacher betätigt sich in seinem Buch eben nicht nur als kulturpessimistischer Alarmrufer, sondern bringt die digitale Debatte gerade hier bei uns auf den neuesten Stand. Denken Sie etwa noch selbst oder lassen Sie googeln?

JÜRGEN SCHIWERHOLZ, Bremen

Sicherheit auf der Straße

■ betr.: „Mehr Sicherheit in Bus und Bahn gefordert“,taz vom 20. 11. 09

Das ist also alles, was Thüringens Minister Carius als Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz zum Thema „mehr Sicherheit“ einfällt: Kameras in Bus und Bahn, um der gefühlten Gewalt und Bedrohung entgegenzuwirken. Was eine verlogene Haltung. Ginge es wirklich um Sicherheit, würde der Straßenverkehr genug Ansatz bieten. Oder sind echte 3.500 Tote und unglaubliche 320.000 Verletzte nicht Grund genug, sofort zu handeln? Ansätze gibt es ja genug: Tempolimit, kein Alkohol, verschärfte Strafen für zu hohe Geschwindigkeit, Tempo 30 in den Städten … Alles bekannt, alles zu geringen Kosten sofort umsetzbar und im Ausland längst etabliert.

UWE BARKOW, Frankfurt am Main

Freileitungen im Reservat

■ betr.: „Braunkohle-Befürworter angezählt“, taz vom 13. 11. 09

Dass der Braunkohlen-Josef, der am 13. 11. in der taz angezählt wurde, inzwischen ausgezählt wurde, ist sehr erfreulich, reicht aber nicht, denn der Fisch beginnt zwar am Kopf zu stinken, aber inzwischen stinkt der ganze Fisch, so dass auch weiter unten personelle Konsequenzen angezeigt sind.

Gemeint ist die Planungsabteilung der Vattenfall Europe Transmission, die für den abenteuerlich geplanten Netzausbau verantwortlich ist und allen Ernstes die Durchquerung des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin, der Stadt Eberswalde und des Naturparks Barnim mit einer 380-kV-Freileitung in die Tat umsetzen will. Das Planfeststellungsverfahren soll im Januar beginnen. Auch hier sollte die schwedische Regierung die Notbremse ziehen und die Planungsabteilung zur Vernunft bringen oder zum Teufel jagen.

Die Koalitionsparteien haben es leider versäumt, in die Koalitionsvereinbarung einen Passus aufzunehmen, der die Errichtung der geplanten 380-kV-Freileitung durch die beiden Schutzgebiete und die Stadt Eberswalde ablehnt. Der lange Schatten Vattenfalls lastet schwer auf der brandenburgischen Energiepolitik.

HARTMUT LINDNER, Mitglied der BI „Biosphäre unter Strom –

keine Freileitung durchs Reservat“, Chorin

Standortfaktor Bildung

■ betr.: „Schavan: Studis sollen noch mehr bezahlen“,taz vom 24. 11. 09

Ich kann den Protest der Studierenden, vor allem gegen die Studiengebühren, voll und ganz unterstützen.

Gerade Familien mit wenig Einkommen überlegen es sich, ob ihr Kind studieren kann oder lieber eine Ausbildung macht. Studiengebühren in vielen Bundesländern, zu wenig Bafög und die laufenden Kosten zum Lebensunterhalt schrecken viele Eltern ab. Es darf aber nicht sein, dass sich nur Akademikerkinder den Besuch einer Hochschule leisten können und die anderen, egal wie talentiert sie sind, diese Chance nicht haben.

Mein Vorschlag, damit alle, unabhängig davon, wie viel Geld sie haben, studieren können: Ehemalige Studierende zahlen einkommensabhängig in einen Topf, aus dem dann diejenigen finanziert werden, die gegenwärtig studieren. Das schafft Gerechtigkeit und belastet niemanden überdurchschnittlich. Es muss doch möglich sein, mit kreativen Ideen viele junge Leute zu einem Studium zu bewegen. Gerade in einem so rohstoffarmen Land wie Deutschland ist Bildung ein wichtiger Standortfaktor.

OLIVER NEUHEUSER, Frankfurt am Main