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Archiv-Artikel

leserInnenbriefe an die taz hamburg

Betr.: Sozialdemokratische Schutzmacht, taz hamburg vom 7.4.03

Veralbern

Wenn ein intelligenter Mensch die falsche Sache vertritt, ist das noch schlimmer, als wenn ein Dummkopf für die richtige eintritt (Georges Clemenceau (1841 - 1929), frz. Politiker). Der torschlussartige Paradigmenwechsel führender Hamburger Sozialdemokraten stürzt die hiesige SPD in eine noch tiefere Krise. Aufgabe einer Opposition ist es, inhaltliche Alternativen zur Regierungspolitik anzubieten, nicht aber diese zu kopieren.

Die Bürger wollen Antworten auf ihre Fragen – da haben die „neuen Sozialdemokraten“ Recht – aber doch nicht die gleichen von allen Parteien. Auf diesem Wege „veralbert“ man den Wähler, führt das demokratische Gemeinwesen „ad absurdum“ und sich selbst in die Bedeutungslosigkeit. Rasmus Helt

Betr.: Schließung der Bücherhalle Grindel, taz hamburg vom 5.4.03

Kein Scherz

Wenn ich diese Meldung am 1. April gelesen hätte, wäre es für mich ein Aprilscherz gewesen. Jetzt muss ich es leider ernst nehmen. Diese Schließung ist ein Skandal!

Eine so gut besuchte Bücherhalle zu schließen, ist unsozial. Gerade älteren Lesern aus dem Wohngebiet wird damit eine wichtige Lebensqualität genommen. Da tröstet es auch nicht, dass die Kinderbibliothek bestehen bleibt. Elke Rochow

Kahlschlag

(...) Nachdem schon die in der Kümmellstraße befindliche Öffentliche Bücherhalle geschlossen wurde, soll jetzt auch die Bücherhalle am Grindel an die Reihe kommen. Die Grindel-Bücherhalle hat eine weite Klientel, die sich aus den Anwohnern dieses Bezirks und den Bewohnern der Grindel-Hochhäuser zusammensetzt und von allen lebhaft in Anspruch genommen wird. Für viele Schüler, junge und berufstätige Menschen wäre die Schließung ein Verlust, ganz zu schweigen von den älteren Bewohnern der Hochhäuser, die – oft gehbehindert – auf diese nahe gelegene Bücherhalle angewiesen sind.

Alle, besonders aber die Älteren, die naturgemäß über mehr Zeit verfügen, würden bei Schließung der Bücherhalle ein Stückchen „geistiger Heimat“ verlieren. Viele der Älteren holen sich ihre täglichen Informationen aus einer oder mehreren der ausgelegten Zeitungen, um anschließend noch einen Gedankenaustausch mit anderen Leser/innen zu pflegen.

(...) Angeblich sollen die Hochhausbewohner „mobil“ genug sein, dass man ihnen zumuten kann, eine andere Bücherhalle aufzusuchen, so z. B. die im Doormannsweg, die aber über eine sehr schlechte Verkehrsanbindung verfügt. Wenn man auf die Zentralbibliothek in den Großen Bleichen ausweichen wollte, so muss man ein Verkehrsmittel benutzen. Eine Fahrt ins Zentrum kann 2,90 Euro kosten, das wären mit der Rückfahrt für einen Besuch in der Bibliothek 5,80 Euro an Fahrgeld (nach unserer alten, unvergessenen Währung mehr als DM 10.00!); bei einer bescheidenen Rente ein hoher Kostenaufwand.

Ich appelliere an die Einsicht und die viel zitierte Solidarität der Verantwortlichen gegenüber den Bürgern unserer Stadt, die Öffentliche Bücherhalle am Grindelberg nicht zu schließen und dieser damit weiterhin die Wahrnehmung ihrer Aufgabe, zur Vertiefung der Allgemeinbildung und Verbreitung geistiger und kultureller Strömungen unserer Zeit beizutragen, zu ermöglichen. Lilo Thevissen