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lesen und lesen lassenDas Literaturfestivaltagebuch (1): Große Eröffnung

Sind Sie Muslim?

Nadine Gordimer erkennt man an den vielen Fotografen. Zwei Weltmusiker, als unmusikalischer Mensch darf ich denken: Freejazzgejaule. Freiherr von Stechow von der DG-Bank erzählt, was sie alles an Literatur unterstützen. Als er seinen Text noch mal auf Englisch spricht, klingt es wie DJ-Bank, vielleicht eine viel versprechende Marktlücke. Jedenfalls wird seine Einführung auch in dieser Sprache nicht interessanter.

Festivalleiter Schreiber sagt in seiner Rede ziemlich oft „Internationales Literatur-Festival Berlin“ und dankt etwas zerfahren Gott und der Welt. Ogottogott, noch mehr Grußworte, jetzt auch noch ein Staatssekretär. Hätte man als Einführung nicht was Interessantes machen können? Blablablabla, respect other cultures, understanding Goethes Weltliteratur, blablabla.

Etwas Leichtigkeit dann mit Charles Simic, aber so richtig rocken tut er auch nicht. Ein Amerikaner, der ein Buch liest, ist noch nicht so heiß. Nach anderthalb Stunden Sitzen wird die Langeweile zur Quälerei, nein, das hat die Literatur nicht verdient. Und zur Auflockerung womöglich wieder Freejazz. Brrrr! Bei der deutschen Übersetzung hält es circa zwei Drittel der Zuschauer nicht mehr auf den Sitzen.

Frage einen Wollbemützten an der Kaffeebar wegen seiner unangemessenen Kopfbedeckung, ob ihm so kalt wäre. „Würden Sie das einen Muslim oder Juden auch fragen?“ – „Nein, sind sie denn Muslim oder Jude?“, frage ich zurück, er verneint. Vielleicht hat er einen ekligen Ausschlag darunter oder eine schlimme Kriegsverletzung aus dem Balkan.

FALKO HENNIG

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