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lachen ist therapie

„Hahaha, hohoho, hahaha, hohoho!“ Zwanzig Frauen und Männer der „Lachgruppe“ im Nachbarschaftsheim Schöneberg kreisen durch die Turnhalle, klatschen dabei rhythmisch in die Hände und stoßen ihr Lachen in den Raum. Immer und immer wieder. Schnell, erstaunlich schnell, endet das verordnete in einem unkontrollierten, befreienden Gelächter. Die nächste Übung führt dann schon fast schon ins Ekstatische. Kursleiterin Silvia Schickedanz nennt es das „Erde-Himmel-Lachen“. Ihre „Schüler“ müssen mit den Händen nacheinander alle Vokale aus der Erde befreien, um sie dann mit ausgestreckten Armen in den Himmel zu werfen. Die Teilnehmer tänzeln und springen, sie rudern mit ihren gereckten Armen, als würden sie einen lang ersehnten Sommerregen begrüßen. „Ein Haufen Durchgeknallter“, kommentieren die Kinder, die von außen durch die Scheiben starren.Seit knapp zwei Jahren bieten Silvia Schickedanz und Josefine Grimmer Lachkurse an. Humor sei eine der „wichtigsten Ressourcen des Menschen“, betonen sie zur Begründung. Inspiriert wurden sie dabei von dem indischen Arzt Manda Kataria, der Mitte der Neunzigerjahre das Lachen als Therapie wiederentdeckte. Der stellte sich eines Tages in Bombay auf die Straße und forderte die Passanten auf, für 20 Minuten mit ihm gemeinsam zu lachen. Daraus entstand schließlich eine Bewegung, die in Indien bereits Zehntausende erfasst hat und vor einigen Jahren auch nach Europa kam.

Mit den Übungen wollen die Kursleiterinnen auch dazu ermutigen, Tabus zu brechen. Viele der zumeist älteren Teilnehmer kostet es schon innerhalb der Gruppe einige Überwindung, dem wildfremden Gegenüber die Zunge herauszustrecken, wie ein Löwe zu brüllen oder wie ein Huhn zu gackern und dabei laut und hemmungslos zu lachen. „Man fühlt sich wieder wie ein Kind“, sagt Teilnehmerin Johanna K., „und wird immer lockerer, je länger man dabei ist.“FOTO: DAVID HORNBACK

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