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Archiv-Artikel

kurzkritik Viel Lärm um nichts

Vorfreude! Wenn Beatrice und Benedick ihre Wort-Florette auspacken, dann wirbeln die Bonmots: kabbeln, necken, hassen, das ganze Irrlichterspiel der Gefühle, ein Tanz um die Seifenblase namens Liebe. Zirzensisch, bunt, weise, wunderfein und poetisch: Shakespeare legt auch in einem schwächeren Stück wie „Viel Lärm um nichts“ den Komödienfaden aus, damit eine Tragödie daraus gestrickt werden kann. Erst ganz zum Schluss verwandelt Trauer sich wieder in Lust: allgemeine Heiterkeit über dem Abgrund. Ein Gaukelspiel – ein Seelendrama, das Lee Beagley recht schlicht angeht. Shakespeare sei ein „psychischer Fotograf“, schreibt der Regisseur ins Programmheft. Und meint wohl: Fotograf der Psyche. Deswegen müssen die Darsteller immer wieder Bilderrahmen vors Gesicht halten. Das ist am Anfang auch mal witzig, putzig verfremdend, wird aber schnell albern – und macht als penetrant durchgezogene Idee den Abend steif und zäh.

Nur wenn das Hochzeits- als Todesfest gefeiert wird, schweigen die Ablenkungsmanöver, damit Erik Roßbander ein großes dramatisches Solo zelebrieren kann. Ansonsten: Viel Rahmenhandlung um ein dreistündiges Nichts.

Jens Fischer