kurzkritik : Stoische Eleganz
So ein Bild: Es ist kurz nach vier morgens, die Hochzeitsgesellschaft hat den Ballsaal schwankend verlassen. Auf dem Parkett dreht ein geblümter Wischmob einsam seine Kreise. Nur drei Musiker der Tanzkapelle sind noch da. Sie spielen trunkene Swingmelodien. Sie lächeln einander an, kratzen, röcheln und harken an ihren Instrumenten herum. Immer wieder bricht ein gleichmäßiger Rhythmus an die Oberfläche. Verschwindet. Kehrt fast unmerklich verändert zurück. Paul Lovens steht für improvisierte Musik in kleinen festen Formationen. Im Trio Papajo mit Posaunist Paul Hubweber und Kontrabassist John Edwards bearbeitete er am Freitagabend im Kito „ausgesuchte und unausgesuchte Trommeln und Zimbeln“ – ein launigeres Pendant des ewig-großartigen Schlippenbach-Trios. Mit stoischer Eleganz reihen sich Klangsituationen aneinander, werden simple Grundrhythmen fast liebevoll umschmeichelt. Gerade in ganz leisen Passagen zaubern blindes Verständnis und reißfester musikalischer Stoff ein Lächeln auf’s Gesicht. Irgendwann schaut Lovens Edwards zu, wie der Papprollen zwischen die Saiten steckt und grunzt „Böaaa“. Das klingt perfekt in diesem Moment. Tim Schomacker