kurzkritik : Schrummeln will gekonnt sein
Berlin vs. Rheine? Klare Sache! Wenn die Veranstalter des 2. Kogge Pop Festival Bremen nicht so gemein gewesen wären, „Hund Am Strand“ einzuladen – womit dem Wettstreit zeitgeistiger Spielarten der Gitarrenschrummelei auf dem Indierockfestival im Lagerhaus eine eigenwillige Dramaturgie verpasst wird. Das Berliner Trio legt mit dem programmatischen „4 Akkorde“-Song los: gnadenloser Schrummelminimalismus. Dazu Vanilletee-Trinkergeschrei: quälend hochgepresste, zappelige Stimmführung. Urheber Fabian Schwinger merkt zurecht an: „Alles was aus meinem Mund kommt, ist so erbärmlich.“ Und meint damit auch seine „Wer ich wirklich bin“-Texte („Ich habe keine Ahnung“): Neuntklässler-Selbstverständigungsmucke. Chancenlos gegen Rheine.
Denn aus dem Münsterland kommt mit A.M. Thawn ein ganz anderes Schrummelkaliber: offene Songstrukturen, hardcore-geschulter, sich selbst aufpeitschender Gitarrenrock in der ungestümen Probekeller-Version. Chancenlos gegen Nürnberg.
Denn die Robocop Kraus-Franken sind handwerklich auf der Höhe ihrer Schrummelkunst. Aufgekratzte, angriffslustig-intelligente Lieder in den dynamisch komprimierten Sounds der Achtziger: Punk’n’Wave. Festival heißt: Vergleiche ermöglichen. KoggePop05 lässt lächerliche Dilettanten gegen leidenschaftliche Amateure und begeisternde Profis antreten. Ein Seminar zur Verfeinerung des Hörens. Jens Fischer