kurzkritik: „sproutbau“ : Dokumentierte Wohnkunst
Dieses Buch ist im Grunde ein Widerspruch in sich. Schafft es doch ein Stück weit Nachhaltigkeit für etwas, was gerade nicht von Dauer sein wollte – den „Sproutbau“. Jene Zwischennutzung eines inzwischen lange abgerissenen Plattenbaus in Tenever also, Neuwieder Straße 46 – 52, auch bekannt als „Krause-Block“. Im Sommer des Jahres 2007 zogen hier gut 40 KünstlerInnen ein. Einen ganzen Monat lang durften sie machen, was sie wollen. Und was dabei herausgekommen ist, hat die Edition Temmen jetzt auf knapp 200 Seiten dokumentiert.
Es ist ein Buch für all jene, die dabei, wenigstens mal vor Ort waren. Für Archivare und jene, die so eine temporäre Wohnkunstutopie womöglich an anderer Stelle wiederholen wollen. Oder das Projekt einfach irgendwie gut fanden – sich aber am Ende doch nie auf den Weg dorthin machten.
Natürlich ist manches durchaus zurecht in Vergessenheit geraten. Anderes nicht: Installationen etwa, die jene paradoxe Normalität solcher Großwohnsiedlungen reflektieren, weit über den Krause-Block hinaus Geltung beanspruchen können, anderswo den Weg in Galerien gefunden hätten. Projekte, die gegenwärtiges Design, Architektur, ja: Konsum überhaupt hinterfragen. Die Anstöße liefern, für eine andere Wahrnehmung. Eine, die Bestand hat, nicht nur für einen Sommer in Beton. JAN ZIER
Edition Temmen, 19,90 Euro