kurzkritik: henning bleyl über "Zweifel": Vom Broadway ins Steintor
Das Bremer Kriminaltheater hat sich zu einem Knotenpunkt der überörtlichen Szene entwickelt. Jüngstes Beispiel ist eine Koproduktion mit freischaffenden SchauspielerInnen aus der Schweiz: die Missbrauchs-Parabel „Zweifel“ von John Patrick Shanley – hierzulande besser bekannt in der Oscar-gekrönten Kinofassung unter dem Titel „Glaubenskrieg“.
Am Broadway war das Stück ebenfalls sehr erfolgreich. Es nun in der Friesenstraße zu zeigen, ist ein gewagter Wurf – der sich im Lauf des Abends als Treffer erweist. Franziska Mencz brilliert als stahlharte Nonne, die sich durch mitleidslose Strenge sämtliche Antipathien des Publikums erwirbt –, dann aber eben diese Qualitäten zum Schutz eines Minderjährigen vor Missbrauch einsetzt.
Ihr Verdacht richtet sich gegen einen Geistlichen, der von Christian Kaiser als einfühlsamer Pädagoge dargestellt wird. Während Shanleys Original bis zum Schluss offen lässt, ob hier ein moderner Priester Opfer einer altmodischen Schulleiterin wird, oder ob tatsächlich ein Missbrauch stattfindet, entscheidet sich Regisseur Andreas Zogg letztlich für die Perspektive der Nonne. Deren titelgebender „Zweifel“ bezieht sich bei Zogg nur auf ihre Methode, den Priester per Notlüge zur Kündigung zu zwingen. Inhaltlich ist diese Setzung gut begründbar. Dramaturgisch raubt sie dem Zweifel allerdings die finale Wucht.
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