kunstraum: Tod und Wiederkehr
Der Tod ist bei HELMA sehr gegenwärtig, obwohl ihr malerisches Werk doch das Leben feiert. Das Paradox erklärt sich dadurch, dass sie gerne unter die Erde schaut, wo eben Leben und Tod zusammenkommen. Dort sieht sie Gräber und im 200 x 250 cm messenden Format „Mördergrube“ von 1988/89 auch Schädel en masse. Aber sie beobachtet auch die schönsten Blumen, die bereits über die Schädel hinauswachsen. Natur steht für Kreislauf, für Verwandlung. Ein ganz wesentliches Motiv in ihrem Werk, gerne in kafkaesker Version.
Auch HELMA, in den 1980er und 1990er Jahren eine viel ausgestellte und in wichtigen Sammlungen vertretene, bekannte Künstlerin, ist heute, 30 Jahre später, eine Wiederentdeckung. Bevor sie im Februar im Rahmen des Förderprogramms re-discover auf der art Karlsruhe zu sehen sein wird, zeigt die Galerie Poll anlässlich HELMAS 85. Geburtstag unter dem Titel „Traumwelten“ Arbeiten aus verschiedenen Jahrzehnten.
Die in akribischer, meisterhafter Perfektion in Öl auf Leinwand gemalten Szenerien HELMAS werden gerne als surreal bezeichnet, doch könnte man die 1940 in Berlin geborene Künstlerin, die seit 1964 mit dem Maler Wolfgang Petrick verheiratet ist, ebenso gut als Symbolistin verstehen. Bei ihr sprechen nicht nur die Blumen, etwa die Rosen von der Liebe, sondern auch die Farben, etwa das intensive Rot vom Leben, das durch die dornenbewehrten Ranken des Rosenbusches zu fließen scheint, wie Blut durch menschliche und tierische Adern.
HELMA: Traumwelten. Galerie Poll, Schaulager, bis 8. Februar, Di.–Sa. 12–18 Uhr, Gipsstr. 3
Überhaupt sind die Tiere, vor allem die Katzen, die die Betrachter:innen mit wunderschönen, unergründlichen Augen direkt anblicken, wichtige Protagonisten ihrer Bilder, in denen die menschliche Figur nicht wirklich vorkommt. Dafür aber die Opfer der Katzen, die Vögel, in all ihrer wunderbaren Pracht. Im „Paradies“ reckt sich dann eine Leiter empor (2002). Sagen nicht die Schamanen, dass es solche Leitern braucht, um zum Licht aufzusteigen? Brigitte Werneburg
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