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Archiv-Artikel

kulturimperialismus in deutschland? „Wer ist Fatih Akin? Ich heiße Julia.“

Hülyia Sahin (29) kommt aus einer türkischen Familie, lebt in Köln und ist Boxerin. Ihr Boxstall Universum hat für sie einen (Arbeits-)Platz in der deutschen Gesellschaft – sie allerdings in Julia Sahin umbenannt. Hülyia ist „türkisch. Nicht sexy genug“, analysiert die „FR“.

Sahin selbst sieht das etwas nüchterner: „Irgendwo ist das ja auch so’n bisschen verwandt“, sagt sie. Viele Freunde hätten sie ohnehin schon immer Julia genannt, weil „die Hülyia nicht aussprechen konnten“. Es spricht sich übrigens wie Julia, nur vorne mit H und ü. Als der „Vorschlag“ von Universum kam, habe sie das als „gute Idee“ empfunden. Eine Rückbenennung im Zuge der aktuellen Hipness türkischer Immigranten (siehe Fatih Akins Berlinale-Gewinn) komme für sie nicht in Frage. „Wer ist Fatih Akin? Ich heiße Julia.“ In Boxerkreisen heiße sie so. Für ihre Freunde natürlich weiterhin Hülyia. Und die Entscheidung, sich umzubenennen, sei einzig und allein von ihr ausgegangen. Gut, klar, es gab da diesen Vorschlag.

Wahrscheinlich denkt man bei Universum, der durchschnittliche Boxfan könne sich mit einer Julia besser identifizieren. Oder sei zu doof, um Hülyia zu sagen. Julia klingt übrigens keineswegs sexy, sondern so ordinär wie Frauen, die sich verprügeln, halt sind. CHRISTIAN FISCHER