kritisch gesehen: Die Sklaven der Posaunenfabrik und die befreiende Musik
Bunt, liebenswürdig und jede Menge verschrobene Smash-Hits: Ein großer Spaß ist es, wie der kanadische Multiinstrumentalist und überhaupt Multikünstler Joshua Dolgin alias Socalled (Rapper, DJ, Filmemacher, Cartoonist und Zauberer unter anderem) seine rührende Geschichte erzählt. Vom Bären, dem Biber und den anderen Waldtieren, die ihr Zuhause verlieren und sich auf ihrer Odyssee mit außerirdischen Fuzzie-Wesen anfreunden, nebst herzergreifender Liebesgeschichte über alle Grenzen hinweg: als charmantes Live-Puppen-Musical, fantasievoll, episch und voller verspielter Kindergeburtstags-Anarchie.
Vor über zehn Jahren ging‘s los: Einmalig hatte Dolgin „The Season“ mit befreundeten Musiker*innen, Puppenspieler*innen und Tänzer*innen in Montreal auf die Bühne gebracht. Beim Kampnagel-Sommerfestival in Hamburg konnte er die Geschichte dann acht Jahre lang weiterspinnen. Vier Episoden sind es nun geworden. Um Bedrohungen, Sprachen und den Kontakt mit dem Fremden ging es; um Sklaverei in einer Posaunenfabrik und die befreiende Kraft der Musik; und um eine außerirdische Apartheid-Monarchie, die nach Fell- und Stimmfarben trennt, aber zusammenbricht, als die Aliens hören, wie es klingt, wenn man bunt gemischt singt und rappt.
Das ist alles furchtbar niedlich, aber im besten Sinne „für die ganze Familie“, denn zur kindgerechten Geschichte gibt es ganz und gar nicht kindische Musik, viel Hip-Hop, aber auch Folk, Funk, Bollywood, Klezmer, mit großem Ensemble und Gästen. Posaunenlegende Fred Wesley war da, diesmal ist es die Chindong- und Koto-Meisterin Miwazow.
Im überraschend ruhigen Finale ist der Bär nun in einer Klinik, weil er sich nicht erinnern kann, wer er ist und woher er kommt. Träumen soll er, das helfe, empfiehlt ihm der sterbende Zimmernachbar Zev. Denn entlassen wird der Bär erst, wenn er den Gedächtnistest des Hamburger Arztes Dr. Flurpalurp besteht. Aber wie die Geschichte ums Träumen, die Zeit, das Geschichtenerzählen selbst und die Realität ausgeht, können Sie ja selbst hören und sehen: Alle Episoden gibt es bei Youtube, die neueste wird bald dort auftauchen. Robert Matthies
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