krieg in nahost:
Zeugen: Israel schießt auf Wartende für Hungerhilfe
Zeugen haben Berichte zu Schüssen des israelischen Militärs auf Palästinenser in der Nähe eines humanitären Verteilungszentrums im Gazastreifen bestätigt. Mehrere Zeugen gaben an, das israelische Militär habe Tausende Menschen, die vor Sonnenaufgang unterwegs in Richtung des Verteilungszentrums der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) gewesen seien, aufgefordert, sich zu zerstreuen und später zurückzukehren. Als die Menschenmenge noch etwa einen Kilometer von der Einrichtung entfernt gewesen sei, habe das Militär um etwa 3 Uhr nachts das Feuer eröffnet.
„Es kam Feuer aus allen Richtungen“, sagte Amr Abu Teiba, der sich in der Nacht zum Sonntag nach eigenen Angaben in der Menge befand. Er habe mindestens zehn Leichen mit Schusswunden gesehen. Die Menschen hätten Karren benutzt, um die Opfer in ein vom Roten Kreuz betriebenes Feldkrankenhaus zu bringen. Weitere Augenzeugen machten nahezu identische Angaben. Das Militär habe aus einer Entfernung von etwa 300 Metern geschossen.
Ein AP-Reporter erreichte das provisorische Krankenhaus gegen 6 Uhr morgens. Er sah Dutzende Verletzte. Er beobachtete auch, wie Menschen vom Verteilungszentrum zurückkehrten. Einige trugen Kisten mit Hilfsgütern, die meisten schienen jedoch mit leeren Händen zurückzukehren.
„Mindestens zehn Palästinenser wurden getötet und mehr als 100 weitere wurden durch Schüsse aus israelischen Fahrzeugen auf Tausende Bürger verletzt“, teilte der Sprecher der Zivilschutzbehörde, Mahmud Bassal, am Sonntag gegenüber AFP mit. Der Palästinensische Rote Halbmond, der dem internationalen Roten Kreuz angehört, teilte mit, dass seine medizinischen Teams die Leichen von 23 Palästinensern geborgen hätten. Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium des Gazastreifens sprach von mehr als 30 Toten. Das Medienbüro der Hamas-Regierung in Gaza sagte, Israel habe die Verteilungsstellen in „Todesfallen“ für Menschen verwandelt, die verzweifelt Hilfe suchten.
Das israelische Militär teilte mit, es habe „keine Kenntnis“ von Verletzten, gehe aber den Vorwürfen nach. Die Stiftung selbst erklärte, sie habe am Sonntagmorgen „ohne Zwischenfall“ Hilfen ausgegeben. Nach Angaben der UNO ist die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens von einer Hungersnot bedroht. (ap, dpa, afp, rtr)
Vorerst keine Einigung auf neue Gaza-Waffenruhe
Hoffnungen auf eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas haben sich vorerst zerschlagen. Zwar stimmte die Terrororganisation in ihrer Antwort auf einen Vorschlag des US-Vermittlers Steve Witkoff über die Freilassung von 10 Geiseln aus dem Gazastreifen sowie die Übergabe der sterblichen Überreste von 18 weiteren Verschleppten im Gegenzug für eine 60-tägige Waffenruhe und die Freilassung palästinensischer Häftlinge grundsätzlich zu, forderte aber Änderungen. Die US-Regierung, die Israel unterstützt, lehnte Änderungen ab.
So fordert Hamas eine zeitlich länger gestreckte Taktung der Geiselfreilassungen, damit Israel die Gespräche über eine dauerhafte Waffenruhe nicht nach einer Freilassung der ersten zehn Geiseln abbricht wie beim letzten Mal. Auch will die Hamas, dass sich Israels Militär nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe in umfassendem Ausmaß aus dem Gazastreifen zurückzieht und dass, falls innerhalb 60 Tagen keine Einigung über eine dauerhafte Waffenruhe erzielt wird, die befristete Feuerpause automatisch verlängert wird. (rtr, dpa)
Arabische Minister dürfen nicht nach Ramallah
Israel hat am Samstag ein geplantes Treffen arabischer Minister in der palästinensischen Verwaltungshauptstadt Ramallah im besetzten Westjordanland blockiert. Ein israelischer Regierungsvertreter erklärte, man werde kein „provokantes Treffen“ zur Gründung eines palästinensischen Staates fördern. Nach Angaben der Palästinensischen Autonomiebehörde gehörten der Delegation Minister aus Jordanien, Ägypten, Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten an. (rtr)
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