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kommerzsonntageVer.di kontra Kaufsonntage

Die vielfältigen Bohrversuche des Handels in den Käse des Ladenschlussgesetzes sind hinlänglich dokumentiert. Kaum ein Feld der öffentlichen Ordnung scheint so hartnäckig unter Beschuss zu stehen wie die heilige Sonntagsruhe. Da gab es den Sommer 1999, wo das Kaufhaus am Alex, revolutionär gestimmt, einfach öffnete. Den Zigarrenhändler am Potsdamer Platz, der hartnäckig sonntags die Kasse klingeln ließ, und unzählige Stellungnahmen von Gewerkschaften, Parteien, Politikern und Kirchen.

KOMMENTARvon ADRIENNE WOLTERSDORF

Nun aber erreicht der Streit eine neue, absurde Qualität. Stadtweit soll der 27. Oktober ein verkaufsoffener Sonntag bleiben, obwohl es den hierzu notwendigen Anlass nicht mehr gibt: Die Automobil-Show „aaa Berlin 2002“ soll bereits am 12. Juni wegen Flaute in der Branche abgesagt worden sein. Der Senat hält weiterhin am versprochenen Kaufsonntag fest. Ver.di fordert hingegen, die Sondergenehmigung zurückzunehmen. Zu Recht. Denn wozu gibt es Gesetze. Fadenscheinig ist das Argument der Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (PDS), der Termin ließe sich nicht mehr rückgängig machen. Sollte es möglich sein, dass eine Behörde nicht einmal mehr in der Lage ist, auf einen geplatzen Termin innerhalb von vier Monaten entsprechend ihren eigenen Vorschriften zu reagieren? Natürlich drängt der Groß- und Einzelhandel auf zusätzliche Verkaufstage. Bemerkenswert ist aber schon, dass ausgerechnet eine von der PDS geführte Verwaltung sich neuerdings zur Speerspitze der Liberalisierungsfront macht. Oder ist Sonntagsarbeit neuerdings ein sozialverträgliches Anliegen der werktätigen Massen?

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