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Archiv-Artikel

kommentar Hauptsache Hitler!

„Der Untergang“ mit Bruno Ganz ist für den Oscar nominiert. Wie traurig!

Die „Der Untergang“ von Bernd Eichinger wurde gestern in Beverly Hills für den Oscar in der Kategorie „Bester ausländischer Film“ nominiert. Fred Kogel, Vorstandsvorsitzender von Constantin Film, der Produktionsfirma, die für dieses Werk verantwortlich ist, zeigt sich „freudig überrascht“ und kommentiert Siegeschancen, pardon, Gewinnchancen mit den Worten: „Da hilft nur Daumendrücken.“

Eine wirkliche Überraschung ist die Nominierung jedoch nicht. Mit „Nirgendwo in Afrika“ und „Die Blechtrommel“ gewannen bisher nur solche deutsche Filme, die den Nationalsozialismus thematisierten. Sollte „Der Untergang“ nun wirklich gewinnen, steht fest: Deutschland hat eine Kernkompetenz für Nazi-Filme.

In Standardwerken zur Wirtschaftstheorie wird der deutschen Autoindustrie ein „comparative advantage“ in der Herstellung schneller Autos nachgesagt: Ein Land sollte produzieren, wovon es mehr versteht als andere. Und Deutschland ist bestens geeignet für eine hohe Binnennachfrage nach schnellen Autos – weil es kein Tempolimit, dafür aber Autobahnen gibt. Die große Binnennachfrage nach dem Autobahnbauer H. wirkt sich jetzt auch positiv auf den deutschen Film aus: Hitler, da macht uns keiner was vor!

Aber ist die Nominierung wirklich eine Freude, wie Kogel behauptet? Müsste es uns nicht eher beschämen, dass die deutsche Filmindustrie international meist nur dann zur Kenntnis genommen wird, wenn sie ihr Thema mal aus der Erzähler- („Die Blechtrommel“), Opfer- („Nirgendwo in Afrika“) und nun eben der Täterperspektive variiert? Der Schrecken weicht einer morbiden Faszination für das Dritte Reich, das Ungeheuer wird zum Entertainer. Und das ist traurig.

NATALIE TENBERG