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kommentarDer Streik hat keine Front mehr

ver.di ist beim streik im öffentlichen dienst nicht zu beneiden

Manchmal muss man warten, bis der Erfolg kommt. Die Gewerkschaft Ver.di indes sollte aufpassen, dass sie vor 2010 etwas für die Angestellten im öffentlichen Dienst in Berlin erreicht. Dann nämlich läuft der Solidarpakt sowieso aus, den die Angestellten 2003 eingingen. Seither nehmen sie jährlich Reallohnsenkungen mindestens in Höhe der Inflation in Kauf. Seit Ende 2006 verhandeln die Gewerkschaftler deshalb mit dem Senat darüber, ob es auch ein bisschen mehr Lohn sein darf. Ihren Forderungen versuchen sie mal hier, mal da mit Warnstreiks Nachdruck zu verleihen. Ab kommender Woche streiken sie nun im Süden Berlins ein wenig. Die Woche darauf dann im Norden. Die Frage "Darfs auch ein bisschen mehr Streik sein?" drängt sich auf.

Allerdings ist die Frage heikel. Die Gewerkschaft ist nicht zu beneiden. Von allen Seiten wird sie herausgefordert: von ihren Mitgliedern, die zu Recht mehr Lohn sehen wollen. Von ihren Verhandlungsgegnern, die das strikt ablehnen. Vom neoliberalen Gesellschaftsumbau, der den schlanken Staat predigt, und von der leeren Landeskasse samt Umverteilung des Mangels dazu. Nicht ausgeschlossen nämlich, dass mehr Lohn für die Angestellten weiteren Personalabbau bedeutet. Gerade im öffentlichen Dienst in Berlin.

Nicht zuletzt müssen Gewerkschaften auch noch ihre Kampfformen neu erfinden. Streik muss in der Öffentlichkeit gut ankommen. Wenn diese ihn mitträgt, hat er Chancen auf Erfolg. Was aber ist, wenn - trotz Mediengesellschaft - niemand merkt, dass gestreikt wird?

Der Berliner "Streikfahrplan" im öffentlichen Dienst wird in den nächsten Wochen kaum mehr Aufmerksamkeit bekommen als Fahrpläne im Schienenersatzverkehr. Erfolg versprechende Kampfmaßnahmen sehen anders aus.

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