kommentar : Der alte Traum vom Foltern
Der CIA-Folterskandal hat viele Feuilletonisten zu Abgesängen auf den ursprünglichen Charme des Fliegens inspiriert – dabei kommt die Luftfahrt jetzt erst bei sich an
Die ehemals „tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ nehmen sich heutzutage die „grenzenlose Freiheit“, über den Wolken ihre Opfer an Orte zu spedieren, wo die Folter noch erlaubt ist. Sogar ein so harmloser Begriff wie „Miles & more“ bekommt da einen bedrohlichen Unterton, obwohl er doch aus der zivilen Luftfahrt stammt. „Zivil“ erinnert zwar an „zivilisiert“, aber der durch subventionierten Treibstoff erst ermöglichte Massentourismus ist von der dunklen, militärischen Seite des Fliegens nicht zu trennen. Und war es nie. Umwehte die Jagdflieger des Ersten Weltkriegs mit ihren weißen Schals noch eine Aura des Adels, war bereits der Zeppelin nichts anderes als eine mit heißer Luft gefüllte Demonstration reichsdeutscher Überlegenheit. Erst im Zweiten Weltkrieg machten die „Fliegenden Festungen“ (Foto) ihre eigentliche Bestimmung als allmächtige Artillerie explizit. Dass sich ein paar Araber dieser Waffe ermächtigten, gehört zu den sublimeren Kränkungen des 11. September.
Einerseits fußt die militärische Dominanz der USA als Weltmacht bis heute auf ihren B 52-Flotten und mehr als 134 Luftwaffenstützpunkten weltweit, andererseits ebnete erst das billige Fernfliegen der Globalisierung als „friedlicher“ US-Hegemonie den Weg. Wenn der Luftverkehr der Folter dient, dann ist das kein Sündenfall – sondern ein Kreis, der sich endlich schließt. FRA