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Archiv-Artikel

kneipe dichtgemacht Alkohol wird zu oft verharmlost

Die Forderung, an Jugendliche keinen Alkohol auszuschenken oder zu verkaufen, ist eine Selbstverständlichkeit. Der Jugendschutz gebietet dies nicht aus Reglementierungsfreude, sondern weil große gesundheitliche und soziale Risiken damit verbunden sind. Alkohol ist eine harte Droge, die bei falschem Gebrauch viel Leid über Menschen, die trinken, und Menschen, die mit TrinkerInnen zusammenleben oder sie lieben, bringt. Es ist ein Unding, dass Alkoholkonsum unter Jugendlichen dennoch so verbreitet ist, obwohl bei ihnen das Risiko, abhängig zu werden, aufgrund ihrer unabgeschlossenen Entwicklung ungleich größer ist. Verbreitet ist der Konsum, weil sie an den Stoff kommen. Ohne Schwierigkeiten.

KOMMENTAR VON WALTRAUD SCHWAB

Nun hat der Wirtschaftsstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf eine Kneipe dichtgemacht, weil Polizei und Staatsanwaltschaft belegen, dass dort an Jugendliche Alkohol ausgeschenkt wurde. Gut so. Es ist jene Kneipe, in der der Junge, der an Alkoholvergiftung starb, zuletzt saß.

Es gäbe in der Stadt weitere Kneipen, die ebenso dichtgemacht werden müssten, Supermärkte, Tankstellen oder Imbissbuden, denen die Lizenz zum Alkoholverkauf entzogen werden müsste, weil sie sich nicht an den Jugendschutz halten. Nur liegen gegen sie keine Beweise für Verstöße vor, weil niemand etwas gesehen hat.

Niemand sieht etwas – das passt zur Verlogenheit im Umgang mit Alkohol. Dabei braucht man nicht zum Denunzianten zu werden, wenn man Verstöße beobachtet. Es reicht mitunter, sich selbst ins Spiel zu bringen: Man kann den Wirt fragen, warum er an Jugendliche ausschenkt. Und man kann ihm sagen, dass man nicht mehr kommt, wenn das nicht aufhört. Wer aber nichts sieht und Alkohol dadurch verharmlost, belügt sich selbst.