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kinotipp der wocheGrenzenloser Jazz

Die Reihe „Jazz Films in the Summer“ zeigt starke Dokus und Spielfilme, die auch die politische Geschichte des Genres beleuchten

Natürlich muss eine Reihe mit Jazz-Filmen mit dem Überklassiker „Jazz on a summer’s day“ (1959) beginnen, eine bahnbrechende Doku, die dem viertägigen Newport Jazz Festival von 1958 gewidmet ist. Das Wetter war sagenhaft damals in dem Küstenstädtchen Newport, die Stimmung phantastisch und die künstlerischen Darbietungen vom Allerfeinsten. Wie herrlich entspannend dieser Jazz doch ist. Doch Jazz stand damals auch für ganz andere Dinge, die dafür ausgiebig in den anderen Spiel- und Dokumentarfilmen behandelt werden. Egal, ob in den Portraits von Charlie Parker („Bird“, 1988), Billie Holiday („The United States vs. Billie Holiday“, 2021) oder Chet Baker („Born to be blue“, 2015): Immer geht es hier auch um krasse Abstürze, absolutes Drogenelend und beißenden Rassismus.

Jazz Films in Summer, 6. 7.–31. 8., Sonntagabend je 20 Uhr, Bundesplatz-KinoDie Lang­fassung: taz.de/tazplan

Die sozialkritische Dimension anderer Jazz-Filme mag „Jazz on a summer’s day“ fehlen, aber es bleibt schlicht umwerfend, Giganten wie Thelonious Monk, Eric Dolphy und Sonny Stitt bei der Verrichtung ihrer Arbeit auf einer Freiluftbühne zusehen zu dürfen. Und die Regisseure Aram Avakian und Bert Stern machen die dargebotene Musik Dank des Einsatzes allerlei filmischer Mittel auf eine ganz besondere Weise erlebbar. Der Jazz, der in seiner langen Entwicklung mit so viel Elend und grausamer Diskriminierung zu kämpfen hatte, trägt auch etwas Utopisches in sich, davon sind die Macher dieses Films absolut überzeugt. Und sie hatten ja recht. Jazz versöhnt und spaltet nicht, Jazz überwindet Grenzen. Und AfD-Wähler hören keinen Jazz. Andreas Hartmann

Forest Whitaker als Charlie Parker in „Bird“ (R.: Clint Eastwood, USA 1988) Foto: Warner/Kathrin Stücken

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