piwik no script img

kinotipp der wocheGelungener Balanceakt

Analytisch und poetisch: Der Dokumentarfilm „Olanda“ begleitet rumänische Tagelöhne beim beschwerlichen Pilze- und Beerensammeln in der Bergidylle der Karpaten

„Olanda“ analysiert ein System, ohne von den Menschen zu abstrahieren Foto: Fünferfilm

Es dämmert noch nicht, als sich die Familie ums Feuer versammelt. Ein wenig Wärme tanken, ein gemeinsames Gebet. Dann fahren sie in den dichten Wald der Karpaten. Langsam arbeiten sich Ioan und seine Frau in der Dämmerung den Hang hinauf, den Blick auf den Boden gerichtet. Tagsüber schleppen sich die Familien die Berge hinauf und die Körbe mit Pilzen und Beeren herunter. Der Hamburger Dokumentarfilmer Bernd Schoch zeigt in „Olanda“ das Geschäft mit den Pilzen und Beeren, das in Rumänien Scharen von Tagelöhnern anlockt.

Tag für Tag pendeln die Collectori, die Pilzsammler, zwischen ihren improvisierten Zeltlagern im Tal und den Bergen hin und her und sammeln kiloweise Steinpilze, Pfifferlinge und Blaubeeren für den internationalen Markt. Nachmittags kommen sie mit den Ciupercari, den Ankäufern, zusammen, lassen ihr Tagwerk wiegen und sehen zu, wie der Ankäufer von Geldbündeln ein paar wenige Scheine abzählt.

„Olanda“ ist ein gelungener Balanceakt: präzise beobachtet, analytisch in der Montage und zugleich so poetisch, wie es ein Film sein kann, ohne die Verhältnisse zu romantisieren. Im Gleichgewicht gehalten wird er nicht zuletzt von Schochs Interesse am Leben der Sammler:innen. Statt im Verleihprogramm des Arsenals läuft „Olanda“ nun aber nur in Einzelvorführungen, von denen jede einzelne eine Gelegenheit zur Begegnung mit einem der interessantesten Filme des diesjährigen Kinoprogramms ist.

„Olanda“ läuft im Kino Krokodil, So., 18. 10., 16.30 Uhr, Mi., 21. 10., 20.15 Uhr, So., 25. 10., 15 Uhr.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen