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Archiv-Artikel

kevin kuranyi Gewohnheitstier

Es lief die 53. Minute. Der Schalker Heiko Westermann hatte zwei Frankfurter ausgespielt, darunter den Torwart. Als der kluge Rückpass auf den freien Mitspieler am Strafraum kam, stöhnten die Zuschauer auf. Der freie Mitspieler war Kevin Kuranyi. Er schoss den Ball hoch über das Tor auf die Tribüne. Es war einer dieser Schüsse, bei denen jeder ahnte, was passieren würde. Vermutlich hatte es auch Kuranyi geahnt. Seine Versagensangst war groß. Groß war auch die Lust vieler Fans, das Versagen zu bestrafen. Es gab Pfiffe und wüste Beschimpfungen – wieder einmal. „Ich habe mich daran gewöhnt, leider“, sagte Kuranyi nach dem 1:0-Sieg des FC Schalke gegen Eintracht Frankfurt. Alle scheinen sich in Gelsenkirchen daran gewöhnt zu haben.

Mitspieler und Verantwortliche versuchten, die Risse zwischen Kuranyi und dem Publikum zu kitten. „Das schadet der ganzen Mannschaft“, sagte Neuzugang Jefferson Farfán. Trainer Fred Rutten nannte das Problem nicht einmal beim Namen, sondern sagte: „Manchmal braucht die Mannschaft auch die Fans.“

Schalke 04 und Kevin Kuranyi passen nur zusammen, wenn der Stürmer Tore schießt. Dass die brüchige Beziehung nun schon in die vierte Saison gegangen ist, liegt daran, dass kaum jemand in der Bundesliga konstanter trifft als Kuranyi. Für Schalke traf er in der Bundesliga bislang stets zweistellig: 10, 15, 15 Tore.

Seit den beiden Treffern zum Auftakt gegen Hannover ging der Stürmer in dieser Saison leer aus.

Dass es unter dem neuen Trainer noch schwerer für Kuranyi würde, seine technischen Schwächen zu kaschieren, war klar, als Rutten sein Konzept vorstellte. Schnelles, kurzes Passspiel mit möglichst nur einer Berührung überfordert Kuranyi. Er ist im Strafraum stark, besonders beim Kopfball. Daran hätten sich alle längst gewöhnen können.

MARKUS BARK