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Archiv-Artikel

kevin heine, auszubildender Ein Verkäufer ohne Rechnungsblock

Von KC

KEVIN HEINE, 19, ist Verkäufer und – so sagt es sein Ausbildungsleiter – „eher ein Stiller“. FOTO: SOLITA MATTHIESEN

In der Schule, erzählt der Legastheniker Kevin Heine, sei keine Rücksicht auf ihn genommen worden. Erst mit dem Ausbildungsplatz kam für ihn die große Chance: Heine wird speziell gefördert – und weil er in seiner Firma einer unter neun Auszubildenden ist, die ein Defizit mitbringen, ist das Anderssein hier ausnahmsweise mal normal.

Wenn Heine in seinem Ausbildungsbetrieb, einem Hamburger Sportartikelladen, Tennisschläger und Joggingschuhe verkauft oder die Regale aufräumt und umdekoriert, stört seine Rechtschreibschwäche nicht. Gelegentlich Kundennamen zu notieren schafft er, für alle übrige Schreibarbeit sind Kollegen zuständig. Ein Lächeln geht über sein Gesicht, als er gefragt wird, ob er gerne zur Arbeit kommt.

Aber zu einer Ausbildung gehört auch die Berufsschule, und für die brauchte Heine besondere Hilfe. Im Berufsbildungswerk Hamburg bekam er den normalen Berufsschulunterricht und zusätzliches Rechtschreibtraining. „Eine normale Ausbildung wäre viel schwieriger gewesen“, sagt er heute, kurz vor Schluss. Die schriftlichen Prüfungen hat Heine schon gut bestanden, die mündlichen kommen in der nächsten Woche. Danach wird der fertig ausgebildete Verkäufer übernommen, denn er leistet „sehr, sehr gute Arbeit“. Das sagt zumindest Heines Ausbildungsleiter Matthias Keil. „Das ist unser Vorzeige-Azubi“, sagt ein anderer Kollege über Kevin Heine. Und es klingt nicht, als würde er es nur für die Zeitung sagen.

Von Behinderungen möchte Ausbildungsleiter Keil lieber nicht sprechen, wenn er von seinen Auszubildenden erzählt. Schließlich hätten die Jugendlichen auch besondere Fähigkeiten. Zum Beispiel der Autist: Der musste erst lernen, einen Hund zu streicheln, konnte sich dafür aber Listen und Zahlen mit einem Blick merken. Oder der Algerier mit Handicap, der während der Fußball-Weltmeisterschaft einen Scheich auf Arabisch beraten und ihm einiges verkaufen konnte. Manche der Azubis haben wie Kevin Heine Lernbehinderungen, andere haben soziale Defizite. „Wir sind ein bisschen Familienersatz“, sagt Keil, „die Azubis müssen aber auch gut arbeiten.“ KC