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kellers randspursonntag

Lasterhaft

„Schwer in Fahrt“

Vox hält nach neuen Zielgruppen Ausschau und hievt, kurz bevor den Brummis endgültig der Diesel ausgeht, noch rasch ein Fernfahrermagazin ins Programm. Die neue Tour eröffnet mit Beiträgen über Schwertransporte, den DFB-Bus und den berüchtigten toten Winkel. Ob auch der sonntägliche Sendeplatz ein solcher werden wird, muss sich zeigen. Die Moderation obliegt mit Ellen Lohr einer versierten Truck-Racerin. (15.55 Uhr, Vox)

Niederträchtig

„Dein Schicksalin meiner Hand“

In einem etwaigen Remake würde vermutlich das Fernsehgeschäft den Hintergrund abgeben, 1957 aber oblag der Skandaljournalismus noch vorrangig der Presse. Burt Lancaster nutzt dies ungehemmt aus – weil ihm die Liaison seiner Schwester mit einem Jazzmusiker nicht passt, stellt er diesen öffentlich bloß, wobei der Künstleragent Tony Curtis einen willigen Komplizen abgibt. „Sweet Smell of Success“ heißt der Film im Original, und da klingt die dem Film eigene sinistre Note schon an.

(20.42 Uhr, arte)

Alkoholisiert

„Der Preis“

Paul Newman hat sich in Stockholm eingefunden, der Verleihung der Nobelpreise beizuwohnen. Da er sich gern dem Trunke hingibt, wird Elke Sommer bestallt, über ihn zu wachen. Bald schon schlägt der Saufaus über die Stränge und findet darum auch kein Gehör, als er ein Komplott gegen den deutschstämmigen Physik-Nobelpreisträger vermutet, nachdem sich dessen Gebaren buchstäblich über Nacht völlig verändert hat. Newman aber lässt sich nicht beirren und wird immer weiter in die mysteriöse Angelegenheit verwickelt, so wie einst Cary Grant in „Der unsichtbare Dritte“, der vom selben Drehbuchautor ersonnen wurde. (23.35 Uhr, Südwest)

Beritten

„Posse – Die Rachedes Jessie Lee“

Politisch und auch historisch halbwegs korrekt erzählt Mario Van Peebles in diesem modern inszenierten Western von schwarzen Soldaten, Cowboys und Siedlern. Der Film steht in der Tradition afroamerikanischer Western, die als unabhängige Low-Budget-Produktionen außerhalb der Hollywood-Industrie hergestellt wurden. Um 1920 warb das Plakat für „Crimson Skull“ mit dem Auftreten von „30 Colored Cowboys“, Ende der 30er agierte der Sänger Herb Jeffreys in einer Reihe von Western mit Titeln wie „Harlem on the Prairie“ oder „Two-Gun Man From Harlem“ (beide 1938). Eine Art „Harlem on the Prairie“ ist auch das von Schwarzen gegründete Freemanville, wo Van Peebles „Posse“ Zuflucht findet. In Haupt- und Nebenrollen agieren verdiente schwarze Darsteller wie Isaac Hayes, Pam Grier, Melvin Van Peebles und Woody Strode, der bereits für John Ford und Sergio Leone vor der Kamera stand. (2.30 Uhr, RTL2)

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