kein bier im park : Amerikanische Verhältnisse
Wer kennt es nicht, das braune Tütchen, in dem der New Yorker gerne sein Feierabendbier versteckt? Oder besser: in dem er es versteckte. Mittlerweile ist auch das nicht mehr erlaubt. Die Durchdringung des Alltagslebens durch ordnungspolitische Allmachtsfantasien schreitet munter voran.
KOMMENTAR VON UWE RADA
Auch in Berlin? In manchen Bezirken scheint es so. Nach den Grillfreunden haben es die Hilfssheriffs in den Ordnungsämtern nun auch auf jene abgesehen, die auf der Parkbank ihr Feierabendbier genießen. Nicht generell, wie sie versichern, aber doch im Prinzip. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, was passiert, wenn nicht mehr zwei Dutzend, sondern zwei Hundertschaften von Kiezstreifen in den Berliner US-Bezirken unterwegs sind.
Denn das ist die zweite Parallele zu den Vereinigten Staaten: Während in New York keine Toleranz gegenüber öffentlichen Alkoholkonsumenten geübt wird, gehört die Weinflasche in New Orleans zum Lebensgefühl. Soll man nun also vom Flughafensee zum Weißensee fahren, um nicht weiter belästigt zu werden?
Was hinter Fragen wie diesen steckt, ist das Dilemma der dualen Berliner Verwaltung. Ursprünglich wurden die Ordnungsämter gegründet, um den Bürgern eine Anlaufstelle zur Erledigung ihrer Anliegen zu schaffen. Mit der Übertragung hoheitlicher Befugnisse gilt aber auch: Manch Hardliner trägt seine ordnungspolitischen Vorstellungen nun über die Kiezstreifen aus. Das freilich ist das Gegenteil von Dezentralisierung und Kundenfreundlichkeit.
Innensenator Körting wäre deshalb gut beraten, den Aufgabenkatalog für die Kiezstreifen zu präzisieren. Die Möglichkeit dazu besteht. Ende des Jahres nämlich sollen die Ordnungsämter evaluiert werden.