kabinenpredigt : Kiontke am Ball
Natürlich haben wir mit Interesse das RTL-Fernseh-Projekt „Das geheime Leben der Spielerfrau“ verfolgt. Und gleich heruntergebrochen: Wie steht es denn um das Ansehen der Spielerfrau (im Folgenden abgekürzt: SF) etwa, sagen wir einmal, in der Berliner Kreisliga A-Senioren – wie beispielsweise in meinem Verein SV Treptow 46?
Kapitän Schwadorf, weit gereister Sportreporter und deshalb viel rumgekommen: „Die SV-Treptow-SF kennt kein Mitleid. Fußballverletzungen werden von SF so behandelt wie ein Kater nach einer Saufnacht. Wenn die SV-Treptow-SF mal zum Platz kommt – was fast nie der Fall ist –, ist sie extrem gelangweilt: ‚Spazieren gehen hättste auch mit mir machen können‘, sagt sie, oder: ‚Im Trikot wirkst du irgendwie noch älter.‘“ Harter Stoff! Aber anders als zum Beispiel der große Fußballstar David Beckham bringt Schwadorf allerdings auch nie Geld vom Fußballplatz mit nach Hause!
Von derlei Extremen abgesehen: SV-Treptow 46-SF entfalten auch sehr viel gutes Engagement. Vor Jahren setzten sie sich auf der Weihnachtsfeier dafür ein, dass der Verteidiger Lars endlich auch einmal „Spieler des Jahres“ werde. Leider erfolglos – bis heute. Gerade Schwadorf wird bei dieser Gelegenheit von ihnen immer wieder äußerst kritisch bewertet – zuletzt ob seiner Jahresabschlussrede (SF Beate: „Was war das denn?“). Auch gründeten Treptow-SF einst ein eigenes Fußballteam – stellten aber den Spielbetrieb genervt ein, weil zu viele Spielermänner ins Team drängten!
Aber: In der Tat lässt sich die Treptow-SF nicht oft am Spielfeldrand sehen – höchstens mal in den Sommermonaten. Es soll eben auch ein bisschen schön sein drum rum, meinen sie. Für sich, für ihre Spieler und anderen Privatbesitz. Ob Kreis- oder Weltklasse, wen kümmert’s.
Das ultimative Urteil über die SF hat übrigens RTL-Fußball-Fetti Reiner Calmund um die Ecke gedribbelt: „Wer so begehrt ist wie ein Fußballstar, muss keine Frau heiraten, die in der Geisterbahn arbeitet.“ Ob Kreisklassen- oder Weltstar – wen kümmert’s?!
JÜRGEN KIONTKE