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kabinenpredigt Kiontke am Ball

Jetzt rennen alle für teuer Geld zu „Star Wars III“ ins Kino. Sternchen kannste aber auch in der Kreisliga sehen, und zwar für lau: In meiner Eigenschaft als Stürmer des Tabellenzweiten SV Treptow 46 (ehem. die Taktiker aus der TU-Liga) bekam ich vom dicken Aushilfsverteidiger aus den Reihen des Spitzenreiters BFC Viktoria-Versicherung 89 aus Tempelhof – immerhin ist er seinen eigenen Mitspielern peinlich – eine kostenlose Zahnbehandlung: Drei Schneidezähne mit dem Ellbogen gelockert, Videobeweis liegt bei der Zahnärztin.

Ausgerechnet Tempelhof! Da gibt es ein Beerdigungsinstitut und hintendran ist eine Kneipe und die heißt „Zum Sargnagel“ – haha, so was finden Tempelhofer wohl lustig. Ich sag mal: Die halten Darth Vader wahrscheinlich für einen Schiedsrichter. Ein Spitzenspiel!

Bei der Rückrundenbegegnung ging’s schon nicht mehr um die Spitze: Innerhalb von zwei Wochen sind wir auf den fünften Platz abgerutscht. Interimstrainer Wochnowski wollte uns für den Krieg mit dem Imperium rüsten – mit seiner Rede „Zur Lage der Nation der Taktiker“: „Es geht gegen die miesesten Arschkrampen des Fußballuniversums! Wer nicht zum Training kommt, der sitzt!“

Er hatte schon Recht: Im Moment spielen wir einfach zu brav für 120-Kilogramm-Kreisliga-Versicherungsvertreter. Warum wohl? Kapitän Schwadorf: „Nicht unser Niveau, nicht unsere Welt, wir sind doch eher die sinistren Kuschelkicker. (Hätte ich jedenfalls gern so.)“ Das Problem: Fußballer meinen, sie wären Menschen. Bei zu sachtem Umgang sind sie ein bisschen schläfrig. Bei zu ruppiger Ansprache fühlen sie sich beleidigt. Das Ergebnis ist das Gleiche: Verlieren tun sie so oder so.

Vielleicht könnte sich das Management mal den Kopf zerbrechen – um einen goldenen Weg der Mitte zu finden – am besten einen, auf dessen Strecke der gegnerische Kasten steht. Und am Ende zum Sternchen gucken in die Kneipe „Zum Sargnagel“ – auf der beziehungsweise auf die Tour ließe sich sogar Tempelhof ertragen.

JÜRGEN KIONTKE