joachim molkentin, milchtester : Der Falschmilchexperte
Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, ob auch wirklich Bio drin ist, wo Bio draufsteht? Joachim Molkentin aus Kiel beschäftigt sich seit über zwei Jahren beruflich mit dieser Frage. Und wie es der Name Molkentin nahelegt, interessieren ihn nicht Karotten oder Tomaten, sondern die gute alte Milch. Alle zwei Wochen hat er sich auf den Weg in den Supermarkt gemacht, das Kühlregal leer geräumt und sechs verschiedene Milchsorten getestet.
Dabei ist der 44-Jährige beileibe kein Biofreak, seine Motivation jedenfalls ist anderer Art: Molkentin arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Kieler Max-Rubner-Institut, eine Forschungseinrichtung für Ernährung und Lebensmittel. Und da hätten sie nun einmal beobachtet, dass der Biomarkt wächst „und wollten vorbereitet sein“, sagt Molkentin.
Der promovierte Chemiker hat eine Methode entwickelt, die es möglich machen soll, konventionell hergestellte Milch von Biomilch zu unterscheiden. Nach folgendem Prinzip: Da konventionell gehaltene Kühe vorwiegend mit Mais ernährt werden, enthält deren Milch eine größere Menge des Kohlenstoffisotops C-13. Außerdem enthält Biomilch laut Molkentin einen höheren Anteil einer bestimmten Alpha-Linolensäure. Der Anteil der Stoffe schwanke zwar je nach Jahreszeit, seine Methode beziehe aber auch diese saisonalen Unterschiede mit ein.
Falsch deklarierte Milch hat Molkentin, der in Kiel studiert und promoviert hat, während seiner Studien allerdings nicht gefunden. Vielleicht wäre das auch zu viel verlangt, denn für das Aufspüren von Falschmilch sind immer noch die Lebensmittelüberwachungsbehörden zuständig. Die haben bereits Interesse an dem Konzept gezeigt.
Wird es bald eine Taschenversion des Testers für zu Hause geben? Auf absehbare Zeit nicht, meint der Wissenschaftler. Schließlich koste so ein Gerät „bestimmt 200.000 Euro“. Ein weiterer Haken: Bisher funktioniert das Verfahren nur für „reine“ Milchproben. Dass biologische mit konventioneller Milch gestreckt wurde, ist sehr schwierig nachzuweisen und hängt von der jeweiligen Zusammensetzung ab. JONAS NONNENMANN
Fotohinweis:JOACHIM MOLKENTIN, 44, erforscht am Kieler Max-Rubner-Institut den Inhalt von Milchtüten. FOTO: PRIVAT