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ira rüstet abUnionisten auf dem Prüfstand

Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) gibt endlich ihre Waffen ab. Damit sei der nordirische Konflikt beendet, heißt es unisono in Irland, Großbritannien und den USA. Nur: So einfach ist es nicht. Die Waffen der IRA, die – mit einer Unterbrechung – seit mehr als fünf Jahren ruhen, waren nicht das Problem, das die Umsetzung des Belfaster Friedensabkommens vom Karfreitag 1998 verhinderte. Sie waren lediglich ein vorgeschobener Grund, der es den probritischen Unionisten erlaubte, die längst fälligen Kompromisse zu verweigern.

Kommentarvon RALF SOTSCHECK

Bereits an den ersten Reaktionen einiger Unionisten wird deutlich, dass ihnen die IRA-Abrüstung nicht ins Konzept passt, denn nun sind sie gefordert. Der „protestantische Staat für ein protestantisches Volk“, wie er von Generationen unionistischer Politiker seit der Teilung der Grünen Insel 1922 postuliert wurde, ist nun nicht mehr länger haltbar. Das wissen die Unionisten seit längerem, und so spielen sie auf Zeit. Die Waffen der IRA waren dabei bislang ein willkommener Verzögerungsvorwand. Jetzt werden die Hardliner unter den Unionisten neue Vorwände suchen.

Die Zerstörung ihrer Waffen war für die IRA eine logische Konsequenz, die sich aus einem Friedenskurs ergeben hat, den Sinn Féin und IRA bereits Mitte der Achtzigerjahre eingeschlagen haben. Für die IRA gab es kein Zurück mehr, da die Unterstützung für den bewaffneten Kampf in den katholischen Ghettos Nordirlands, ohne die die IRA nicht überlebt hätte, geschwunden ist. Dennoch wird es der IRA schwerfallen, die Basis bei der Stange zu halten und nicht an bewaffnete Splittergruppen zu verlieren – zumal seit Monaten katholische Viertel in Belfast Nacht für Nacht von protestantischen Banden belagert und mit Steinen, Flaschen oder Brandbomben angegriffen werden. Dahinter stecken „loyalistische“ Organisationen – die extreme und gewalttätige Spielart des Unionismus.

Diese Angriffe sind das letzte Aufbäumen gegen Veränderungen, die längst begonnen haben und schließlich zur Gleichberechtigung beider Bevölkerungsteile führen sollen. Der Friedensprozess in Nordirland ist in den vergangenen Jahren denn auch weit mehr durch die loyalistischen Organisationen bedroht worden als durch die IRA. Bei ihnen ist von Abrüstung bisher keine Rede. Es wäre deshalb voreilig, vom Ende des nordirischen Konflikts zu sprechen. Es ist lediglich ein Zwischenschritt.

brennpunkt SEITE 5

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