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■ il manifestoPolitisches Projekt

Am 27. April will il manifesto die letzten Aktien verkauft haben – am Tag danach wird gefeiert. Die Tageszeitung wird 24 Jahre alt. Seit 1971 erscheint sie täglich, nachdem sie schon 1969 als Monatsblatt von linken Dissidenten der Kommunistischen Partei Italiens um Rossana Rossanda und Lucio Magri als Monatsblatt gegründet worden war. Sie verstand sich immer als politisches Projekt, war Mitte der 70er Jahre das Sprachrohr der linkskommunistischen PdUP, trennte sich dann von der Partei und wurde zu einem unabhängigen Organ mit scharfem linkem Profil und hohem intellektuellem Niveau.

Heute arbeiten etwa 150 Personen in Redaktion, Verlag und Technik der Zeitung, die in Rom, Mailand und Messina gedruckt und an 33.000 der 36.000 Zeitungskioske Italiens verkauft wird. Die verkaufte Auflage beträgt 58.000 (knapp unter der taz mit ihren 60.000, d. Red.), davon allerdings nur 5.000 Abonnements (taz: 42.000). Die wirtschaftliche Situation des Blattes, das – so jüngst die selbstbewußte Eigenwerbung – immer „auf der falschen Seite“ stand, war immer prekär (taz dito). In den Anfangsjahren wurden oft nur symbolische Löhne bezahlt. Inzwischen erhalten alle Beschäftigten des Blattes einen Basis-Einheitslohn von umgerechnet etwa 2.200 Mark, der mit mageren Betriebszugehörigkeits- und Kinderzulagen aufgestockt wird (immerhin etwas über den taz-Löhnen).

Und doch macht sich in der Lohntüte auch die gewerkschaftliche Tradition bemerkbar. Der automatische Inflationsausgleich („Scala mobile“) ist eine Selbstverständlichkeit (worum die tazler bisher vergeblich kämpfen), und dieses Jahr wird zum erstenmal nicht nur ein 13., sondern auch ein 14. Monatsgehalt gezahlt. (Von beidem können wir nur träumen.)

Chefredakteur (zur Zeit Luigi Pintor) und der dreiköpfige Verwaltungsrat der Zeitungskooperative werden von der gesamten Belegschaft gewählt. Das Blatt, das seit einem Jahr bereits die renommierte französische Monatszeitschrift Le Monde diplomatique in italienischer Sprache herausgibt, will auch eine Wochenbeilage herausbringen und eigene Buchhandlungen gründen.Thomas Schmid

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