höhere fahrpreise: Zeit zum Nachdenken
Mit schöner Regelmäßigkeitwerden ideologisch geprägte Diskussionen geführt: Vernichten höhere Löhne Arbeitsplätze, führen niedrigere Fahrpreise zwangsläufig zu mehr Passagieren in öffentlichen Verkehrsmitteln, was letztlich höhere Einnahmen bringen soll? Zwar wird beides oft behauptet, der Beweis jedoch selten erbracht. Kein Wunder, denn selbst wenn Firmen Pleite machen oder mehr Menschen Busse und (S)-Bahnen nutzen, liegt das nicht nur am Preis für die Arbeit oder die Dienstleistung.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Dennoch hat die BVG jetzt offenbar auf Druck der anderen Verkehrsunternehmen der Region darauf verzichtet, die Fahrpreise noch in diesem Jahr zu erhöhen. Für die Berliner als Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel ist das erfreulich, für die Berliner als Steuerzahler zwiespältig. Denn die BVG plant, langfristig durch höhere Einnahmen schwarze Zahlen zu schreiben. So soll die Stadt, die das Unternehmen jährlich mit hunderten Millionen Euro subventioniert, entlastet werden.
Auch wenn es der Unternehmensvertrag mit dem Land zulässt, macht es sich die BVG zu leicht, wenn sie einfach an der Preisspirale dreht. Frei nach dem Motto: Wer keine Alternative hat, fährt und zahlt sowieso. Unangemessen ist zudem, wenn die Steigerung der Fahrpreise regelmäßig über der Inflationsrate liegt und in Zukunft liegen soll – anders gesagt: Alles wird teurer, nur die BVG will noch teurer werden.
Darüber ärgern sich die Berliner zu Recht, fordern mehr Effizienz und besseren Service – zum Beispiel im Nachtverkehr. Seit Jahren verschleppt die BVG die Umstellung des komplizierten Nachtnetzes auf eines, das das Tagesnetz widerspiegelt. Das wäre nicht nur touristenfreundlich, sondern würde auch autofahrenden Nachtschwärmern den Umstieg auf die Öffentlichen erleichtern. Die Fahrpreiserhöhung wurde jetzt um ein halbes Jahr verschoben. Genug Zeit zum Nachdenken – jenseits aller ideologischen Debatten.
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