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Abdul al-Rekabi und die Diktatur light
Wundersames trug sich im Herbst in Bagdad zu: Das Regime empfing eine handverlesene Schar Exiloppositioneller, die sich unter dem Dach der Irakischen Nationalen Allianz versammelt hatten. Als „anständige Opposition“ lobte Tarik Asis das Bündnis aus panarabischen Nationalisten, Nasseristen, linken Antiimperialisten und muslimischen Nationalisten. In Bagdad wollten sie die Zulassung der „patriotischen Opposition“ erreichen, das scheindemokratische Facelifting sollte helfen, den Krieg gegen den Irak abzuwenden.
Einer ihrer Wortführer ist der Autor Abdul Amir al-Rekabi, der als schiitischer Linker gilt. Al-Rekabi, der 1976 nach Syrien geflohen und später nach Paris übergesiedelt war, hatte 1992 wieder mit dem Regime Kontakt aufgenommen und den Faden seitdem nicht abreißen lassen. Während im Irak alle Bemühungen, Parteien zu gründen, trotz einer Lockerung des Parteienverbots abgeschmettert worden waren, glaubte al-Rekabi an die Reformierbarkeit des Regimes. Nach dem Aufenthalt in Bagdad sah er sich schon als künftigen Regierungschef der „nationalen Rettung“. Durch regionale und internationale Garantien gestützt, sollte sie binnen einem Jahr freien Wahlen den Weg ebnen. Der Preis dafür: Verzicht auf Forderungen nach einem Rücktritt Saddams und international garantierte Straffreiheit für ihn und sein Gefolge. Diese Idee werde auch von Frankreich und anderen europäischen Staaten unterstützt, erklärte al-Rekabi kürzlich in Interviews. Was der Despot selbst von dieser Diktatur light hielt, wird wohl sein Geheimnis bleiben. IRO