: h.g. hollein Humpelstilzchen
Die Frau, mit der ich lebe, ist gestürzt. Und so ist nun der –wenn man davor steht – rechte Fuß einem festen Auftritt eher abhold. Das ist misslich. Zum einen spielen die ansonsten durchaus lieblichen Züge der Gefährtin jetzt unschön ins schmerzhaft Verzerrte, zum anderen geht mit jeder Regung ein hochfrequentes „Auauau“ einher. Da ist es schon besser, die Gefallene rührt sich überhaupt nicht. Um so freier ist auch die Bahn für meine innerhabitativen Versorgungsgänge zur Beibringung von Aschenbechern, Büchern (oberstes Regal), Wurstbroten und dergleichen mehr. Kurzum, der Unterschied zu der Zeit, bevor die Gefährtin der Schwerkraft anheim fiel, ist minimal. Nur, dass sie jetzt im Verzögerungsfall mit ihrem Krückstock – ein Mitbringsel aus dem wanderfreundlichen Yorkshire – ebenso missmutig wie nachhaltig auf den Fußboden pocht. Irgendwie kommt mir bei diesem Anblick immer „Der Besuch der alten Dame“ in den Sinn, aber das habe ich bisher für mich behalten. Ein noch nicht ganz ausdiskutiertes Problem besteht in dem Umstand, dass die Gefährtin darauf beharrt, weiter zur Arbeit zu gehen. Vielmehr: eben nicht zu gehen. Wenn ich diverse Andeutungen richtig interpretiere, gedenkt sie, die drei Stockwerke unseres Treppenhauses in einer Art Beipackverfahren zu bewältigen. Ich sehe den Alb schon auf meinen Schultern sitzen und seinem Drang nach Pünktlichkeit mittels erwähntem Stock Nachdruck verleihen. Aber was solls, dem braven Burro ist die Herrin allemal eine luftige Last.
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