: h.g. hollein Geisterstunde
Die Frau mit der ich lebe, spricht gern in den Raum. Nicht direkt in den leeren, ich bin ja irgendwo auch noch drin, aber bisweilen sind ihre Äußerungen doch eindeutig adressatfrei. „Mehl ist alle“ oder „Klopapier muss gekauft werden“ sind gängige Beispiele aus dem soliloquistischen Repertoire der Gefährtin.
Manchmal steigert sie sich in ihren monologischenTrancen sogar in vollständige Sätze hinein. „Der CD-Player ist kaputt“ tönt es dann medial-dumpf aus ihrem Mund, wozu sie mit zombiehaft ausgestrecktem Arm den An- und Ausknopf hin- und herschiebt. Es scheint dann jedes Mal, als warte die Gefährtin auf etwas. Ich will nicht sagen, dass sie mir bei solchen Gelegenheiten unheimlich ist, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich dabei um Versuche handelt, Kontakt mit einem Wesen aus einer anderen Welt aufzunehmen. „Wenn hier endlich mal aufgeräumt würde...“ ist schließlich unschwer als Beschwörungsversuch des einen oder anderen Heinzelmanns zu interpretieren.
Manchmal spricht die Gefährtin allerdings auch zu sich selbst. „Ich krieg die Flasche nicht auf“, sagt sie dann mit einem Anflug ratlosen Erstaunens, als sei sie soeben aus einem Tagtraum erwacht. Das Erstaunliche, um nicht zu sagen, zutiefst Irritierende ist nun aber der Umstand, dass es der Gefährtin offenbar tatsächlich gelingt, diverse ordnende Kräfte aus der angesprochenenen Anderwelt zu aktivieren. Da materialisiert auf einmal eine Tüte Mehl, Klopapierrollen generieren sich aus dem Nichts und Flaschen öffnen sich wie von Geisterhand. Irgendwann muss ich der Gefährtin mal auflauern und rausfinden wie sie das macht.
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