heute : Das Unbehagen am Pädosexuellen
Sexuelle Tabus gibt es kaum noch: Es darf über alles geredet werden – und gemacht werden ja ohnehin. Der Diskurs über sexuellen Missbrauch enthüllte in den vergangenen Jahren, wie sehr die Sexualität des Kindes und Heranwachsenden zunächst negiert, dann mit einem Schweigegebot ausgeklammert wurde. Warum aber ist das so? Was verbirgt sich hinter der Angst, sich mit infantiler Sexualität mehr als pädagogisch zu beschäftigen? Sophinette Becker, Sexualwissenschaftlerin an der Universität Frankfurt am Main und eine der wichtigsten Forscherinnen zum Thema, spricht heute über „Begehren und Selbstbestimmung“ – also über die Unmöglichkeit, alle Formen der Lust in die Konzepte der Verhandlungsmoral zu integrieren. Aber ist dies nicht ein Widerspruch zu queertheoretischen Ansätzen, denen zufolge jede Lust ihren Platz haben müsse? Ist sexueller Missbrauch nur eine Chimäre, um der bürgerlichen Sexualmoral neuen Aufwind zu verschaffen? Die Lektorin verneint dies entschlossen: Nicht jedes Begehren, gut freudianisch argumentiert, kann als okay begriffen werden. Ausführlicher heute Abend, auch zur lesbischen Kritik an der angeblich schwulen Bagatellisierung dessen, was Pädosexualität bedeuten kann. Und muss?
Queer Lecture: 1. Juni, 19.30 Uhr, taz Café, Kochstr. 18