heute in hamburg: „Dankbarkeit baut eine Verbindung auf“
Atempause vor dem Abend: Mo-Fr, 18-18.30 Uhr, Kirche der Stille, Helenenstraße 14 a, Info: www.kirche-der-stille.de
Interview Petra Schellen
taz: Frau Nauck, wie begehen Sie in der „Kirche der Stille“ den heutigen Dreikönigstag?
Irmgard Nauck: Dazu muss ich ausholen. Wir veranstalten seit elf Jahren vom 26. Dezember bis zum 6. Januar die „Zwölf Heiligen Nächte“, in denen wir uns mit der spirituellen Bedeutung des Weihnachtsgeschehens befassen.
Wie verlaufen diese Abende?
Beim Betreten des Raums wird man von den spirituellen Klängen einer Obertonmusikerin empfangen. Anstelle eines Weihnachtsbaums haben wir einen Tannenstern in der Mitte, um den herum die Besucher*innen sitzen. Es gibt für jeden Abend ein Thema, zu dem ich in einer Meditation hinleite, zum Beispiel: „Wo hast du im vergangenen Jahr Segen erfahren?“ Ich ermutige die Menschen, sich Ereignisse zu vergegenwärtigen, die sie stärken. Zwischendurch lese ich spirituelle Texte, Sänger*innen singen zu Klavier oder Gitarre. Es ist ein stiller Abend von circa 40 Minuten, mit Anmeldung und auf 40 Personen begrenzt.
Sie halten keine klassische Predigt, sondern geben kurze Impulse. Verwenden Sie das Wort „Gott“?
Kaum. Ich lese den Text eines Mystikers oder führe die Menschen in der Meditation in ihr Innerstes. Da kommt Gott allenfalls als göttliches heilendes Licht vor, das man zu spüren versucht. Ich bin da vorsichtig, weil viele Menschen mit „Gott“ etwas Starres verbinden. Begriffe wie „das große Herz der Liebe“ berühren die Menschen meiner Erfahrung nach viel eher, als wenn ich ständig „Gott“ sage.
Was werden Sie heute über die Heiligen drei Könige sagen?
In der Bibel bringen sie Gold, Weihrauch und Myrrhe – also Geschenke. Und als ich kürzlich in einer buddhistischen Meditation von den „Drei Kostbarkeiten“ erfuhr, die ein Leben tragen, wurde mir klar: Bei den Heiligen drei Königen geht es um Dankbarkeit. Daher werde ich die Menschen heute fragen: „Für welche drei Dinge, Gelegenheiten der letzten Zeit bist du dankbar?“ Denn Dankbarkeit führt weg vom Ich und bedeutet eine Verbindung – sei es zu anderen Menschen, sei es zu etwas Höherem.
Und was bieten Sie den Menschen an, die den heutigen – ausgebuchten – Abend nicht besuchen können?
Einerseits die Hagios-Abende mit Musik und Lesungen, die wir in der Adventszeit per Youtube auf unsere Internetseite gestellt haben. Auch den Taizé-Gottesdienst im Januar – bei dem Sänger*innen anstelle der Besucher*innen singen – und den Abend über die in Auschwitz ermordete Mystikerin Etty Hillesum werden wir ins Internet stellen. Außerdem starten wir am 7. Januar wieder die Präsenz-Meditation „Atempause vor dem Abend“, die – ohne Anmeldung – montags bis freitags von 18 bis 18.30 Uhr stattfindet.
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