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heute in hamburg„Konkret ist es nicht feststellbar“

Ein Blick zum Himmel: „Herbstviereck“ mit den Sternen des Pegasus, Sternenkette der Andromeda, „Himmels-W“ mit Kassiopeia. Außerdem: der große Wagen und Orion. Voraussichtlich nicht dabei: der Stern von Bethlehem

Interview Friederike Gräff

taz: Stimmt es, dass die AstronomInnen noch immer nicht einig sind, was für eine Himmelserscheinung der Stern von Bethlehem war, Herr von Poschinger?

Konstantin von Poschinger: Es gibt zum einen die Erklärung, dass es eine besondere Konjunktion mit zwei oder drei Planeten gegeben hat. Konjunktion heißt, dass sie nahe beieinanderstehen, sodass sie fast wie ein Doppelstern oder ein Dreiergestirn aussehen.

Welche Planeten waren es, die sich nahekamen?

Man nimmt an, dass es Jupiter und Saturn waren. Das kann man heutzutage alles ziemlich genau zurückrechnen und kommt dann im Jahr sieben vor oder im Jahr sieben nach Christi Geburt heraus. Zu solchen Konjunktionen sind schon immer mal Astronomen gereist. Wobei die Konjunktionen über den gesamten Erdball gleich aussehen. Aber es kann auch die Bedeckung eines Planeten durch den Mond gewesen sein. Man hat ja seinerzeit schon solche Dinge vorausberechnet. Es gibt etliche Leute, die lange daran herumgerechnet haben, aber konkret ist es nicht feststellbar.

Seit dem 14. Jahrhundert haben Maler den Stern auch als Kometen dargestellt. Warum?

Das ist eine weitere Möglichkeit. Nur: Zu der Zeit um Christi Geburt konnte man nicht vorausberechnen, wie ein Komet zieht, man konnte nur Planetenbahnen berechnen und die auch nicht so genau, wie man das heute macht. Insofern ist Komet eine Möglichkeit, aber noch unwahrscheinlicher als die Konjunktionen, weil ein Komet so wirklich hell plötzlich auftaucht – man hätte zu damaliger Zeit nicht zu ihm hinreisen können, wie das von den Königen aus dem Morgenland heißt.

Welche Erklärung überzeugt Sie also?

Ich finde die Konjunktion am einleuchtendsten.

Treibt die Frage die Astronomen noch um?

Foto: privat

Konstantin von Poschinger, 70, ist Vorsitzender der Gesellschaft für volkstümliche Astronomie e.V. Hamburg.

Nicht die Mehrheit. Diejenigen, die sich mit Astrogeschichte beschäftigen, schon noch. Im Prinzip sind die Berechnungsmethoden heute so gut, dass man sämtliche Konjunktionen festlegen kann. Aber das sind mehrere und den genauen Tag weiß man eben auch nicht, weil es damals keine Standesämter gab.

Könnte man heutzutage in einer Stadt wie Hamburg trotz der Lichtverschmutzung eine Konjunktion gut sehen?

Fragen Sie in Hamburg doch mal rum, wer zuletzt die Milchstraße gesehen hat. Wann haben Sie sie gesehen?

Als ich auf dem Land war.

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