piwik no script img

heute in hamburg„Obama hätte ich gerne noch fotografiert“

Foto: privat

Ingrid von Kruse, 84, hat als Fotografin zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Wissenschaft getroffen und porträtiert.

Interview Sarah Zaheer

taz: Welche fotografische Begegnung war für Sie am eindrucksvollsten?

Ingrid von Kruse: Das ist wirklich schwer zu sagen, weil jede Begegnung für mich beeindruckend und nachhaltig wirksam war. Als Highlight kann man vielleicht die Begegnung mit Kissinger anführen, wofür ich extra nach New York gereist bin. Er war ja der beste Freund von Helmut Schmidt. Wir hatten ein wunderbares Treffen.

Wie standen Sie denn zu Helmut Schmidt? Ihn kannten Sie ja auch.

Ich habe ihn dreimal porträtiert, sonst hätte ich Kissinger wohl nie erreicht. Ich habe ihm nach Schmidts Trauerfeier im Michel geschrieben und erwähnt, dass ich seinen Freund Helmut bereits fotografiert hatte. Helmut Schmidt habe ich also sehr ausführlich kennengelernt – auch mit seinen sehr ruppigen Seiten … Aber er hat mich schließlich dreimal empfangen!

Ihre Fotografie zeichnet sich durch eine gewisse Intimität aus. Wie sind Sie zu den Menschen durchgedrungen?

Nur durch meine Briefe. Allen – ob Gorbatschow, Anita Lasker-Wallfisch oder Herta Müller – habe ich immer handgeschriebene Briefe geschickt, aus denen hervorging, warum ich mich für die Person interessiere und dass ich mich mit ihr beschäftigt habe. Das ist der Schlüssel der ganzen Geschichte.

Was fasziniert Sie an der Porträtfotografie?

Ich habe damit ja sehr spät angefangen. Aus der Erfahrung eines erwachsenen Menschen sieht man die anderen Menschen schon anders und genauer, man erkennt auch mehr. Für mich war nicht der Name der Person wichtig, sondern das Schicksal eines jeden Menschen. Wenn das dann zufällig auch in dem Bild wiederkehrt, dann ist es besonders gut gelungen. Aber das kann nur passieren, wenn man der Person vertrauen kann.

Wen würden Sie denn gerne noch treffen und fotografieren?

Eigentlich ist mein Projekt beendet. Ich hätte gerne noch Barack Obama fotografiert, aber das hat leider nicht geklappt. Die heutige Zeit ist für mich nicht so attraktiv. Die Politiker wechseln wie die Wäsche und es ist alles in einer furchtbaren Unruhe – das ist nicht mein Thema.

Buch­vorstellung „Begegnungen – Porträts und ihre Geschichten“, 19 Uhr, Freie Akademie der Künste, Klosterwall 23, Eintritt: 8 €/5 €

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen