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heute in hamburg„Das hört sich an, als wäre es heute“

Aufstieg der Autokraten– Romane als Rüstzeug gegen Rechtspopulismus (mit Timur Vermes, Moderation Jan Ehlert): 20 Uhr, Bucerius Kunstforum

Interview Alexander Diehl

taz: Frau Jaschke-Lohse, Sie widmen eine Reihe der „Literatur zur Lage“. Was hat es damit auf sich?

Stefanie Jaschke-Lohse: Die Zeit-Stiftung sieht ihre Aufgabe darin, Impulse zu setzen, Diskurse zu eröffnen, neue Perspektiven zu ermöglichen. Und das aus verschiedenen Disziplinen heraus: der Politik, der Wissenschaft, der Bildung und natürlich auch aus der Kultur. Wir haben uns gefragt: Was hat uns Literatur zur Lage in Deutschland 2019 zu sagen? Welche Antworten kann sie geben? Wir konnten den NDR-Kulturredakteur Jan Ehlert gewinnen. Pro Abend lädt er eine Schriftstellerin oder einen Schriftsteller ein und blickt mit ihnen in die Weltliteratur – und in ihre eigenen Werke. Aus dem Befund heraus: Die Welt scheint aus den Fugen geraten, alles wird immer komplexer – wo finden wir Lösungen für die drängenden Fragen?

Und da bietet sich an: die Literatur?

Viele Themen, die uns heute beschäftigen, wurden ja schon in der Literaturgeschichte aufgegriffen – von den alten Griechen, über Shakespeare, Thomas Mann, Virginia Woolf, bis in die Gegenwart hinein. Schriftstellerinnen und Schriftsteller reflektieren in ihren Werken immer auch aktuelle Phänomene. Zu sehen, welche Parallelen sich da auftun, das ist manchmal verblüffend. Diesen Blick in die Weltliteratur wollten wir verknüpfen mit der Perspektive eines aktuellen Autors.

Die drei Abende haben jeweils eine Art Binnenthema. Los geht es heute mit dem „Aufstieg der Autokraten“.

Stefanie Jaschke-Lohse, 34, ist Programmleiterin Kunst und Kultur bei der Zeit-Stiftung in Hamburg.

Es mangelt nicht an Themen. Am 6. November erforschen wir mit der Autorin Ulrike Draes­ner die Lust der Literatur am Spiel mit sexuellen Identitäten, am 11. Dezember ergründen wir mit Anke Stelling die Sicht von Schriftstellerinnen und Schriftstellern auf die soziale Schieflage. Heute geht es mit Timur Vermes um sein Buch „Er ist wieder da“ und die Frage, warum Populisten heute wieder so erfolgreich sind. Vermes geht sehr politisch an seine Themen ran; sehr satirisch, mit bitterbösem Humor, für viele vielleicht auch hart an der Grenze, treibt er auf die Spitze, was wir in der Realität sehen.

Und der Blick in die Geschichte?

Da stößt man dann auf Sinclair Lewis und seinen großartigen Roman „It Can’t Happen Here“ – deutsch: „Das ist bei uns nicht möglich“ – aus dem Jahr 1936, der davon erzählt wie ein Despot in den USA erfolgreich sein kann. Und man denkt: Meine Güte – das hört sich an, als wäre es heute.

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