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heute in hamburg„Die Diagnose schreibt nicht das Leben vor“

Autorenlesung „(K)ein Leben mit Borderline und Essstörung“: 20 Uhr, Kulturcafé Komm du, Buxtehuder Straße 13, Eintritt frei

Interview Katharina Gebauer

taz: Frau Adrian, wie äußert sich die Persönlichkeitsstörung Borderline?

Laura Adrian: Für Borderline gibt es neun Diagnosekriterien, von denen fünf erfüllt werden müssen. Das gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie sich Borderline äußert, das ist bei jedem anders. Borderline-Betroffene fühlen viel extremer als Nicht-Betroffene: Es gibt entweder „super glücklich“ oder „zu Tode betrübt“. Dadurch reagieren wir auch ganz anders auf Umweltreize. Wir sehen oft nur das Ganze und nichts dazwischen.

Welche Diagnosekriterien treten häufig auf?

Eine ist etwa Angst vor dem Verlassenwerden. Eine weitere ist das Auftreten von dissoziativen Symptomen. Das bedeutet, man fühlt sich nicht in seinem Körper und hat das Gefühl, man beobachtet seine Handlungen nur. Viele setzen die Borderline-Störung mit Selbstverletzung gleich, das ist aber auch nur eine mögliche Diagnose. Psychische Selbstverletzung ist auch eine Form, die jemand von außen jedoch nicht erkennen kann. Das Extremdenken von entweder „nur gut“ oder „nur schlecht“ findet sich auch in Beziehungen wieder. Manchmal sehen Borderline-Betroffene eben nur das Gute im Partner, am nächsten Tag nur das Schlechte.

Ist man mit Borderline anfälliger für Essstörungen?

Viele Betroffene neigen dadurch eher zu Essstörungen oder anderen Suchterkrankungen. Es muss aber nicht sein.

Warum fällt es dem Umfeld schwer, mit Borderline umzugehen?

Laura Adrian, 27, ist Autorin, hat eine Hündin namens Shari und ist ehrenamtlich beim Technischen Hilfswerk aktiv.

Über Ecken hinweg hat jeder schon mal von Borderline gehört und das ist meist negativ. Kontakt zu einem Betroffenen haben die meisten jedoch nicht. Darin liegt die Angst vor dieser Diagnose und ein sehr negatives Bild von Borderline begründet, das gar nicht die Realität widerspiegelt. Wir Borderliner haben ja auch unsere extremen Hochs, nur leider sind dadurch unsere Tiefs ebenso extrem und das bleibt eher in den Köpfen. Meine Stimmung kann sich aber auch von einem auf den anderen Moment ändern.

Wie kamen Sie dazu, darüber ein Buch zu schreiben?

Am Anfang stand das Festhalten meiner erlebten Geschichten, nur für mich. Später wollte ich zeigen, dass man sich aus der Krankheit kämpfen und anderen damit Mut machen kann. Wir Betroffenen haben Ziele und Wünsche, die wir auch erreichen können! Die Diagnose schreibt uns nicht das Leben vor.

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