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heute in hamburg„Bezug auf den Ursprung nehmen“

Foto: Milena Zara

Beatrace Angut Oola, 38, Fashion-Agentin und Gründerin von Fashion Africa Now in Hamburg, einer Plattform für zeitgenössische afrikanische Mode.

Interview Frieda Ahrens

taz: Frau Angut Oola, wie kann man durch Mode politische Einstellung ausdrücken?

Beatrace Angut Oola: Bei Mode, vor allem afrikanischer, ist es so, dass die Materialien und Symbole eine Bedeutung haben. Ich denke, die Mode ist ein Ausdrucksmerkmal für Befindlichkeit und von Identität. Das hängt auch mit dem gesellschaftlichen Wandel zusammen: Man kann sich heute so zeigen, wie man sich fühlt oder früher vielleicht gar nicht zeigen konnte. Man kann also, wie auch bei Frisuren, durch Mode Political Statements signalisieren.

Ist das nicht eher ein Ausdruck von Individualität?

Es hat sich eine neue zeitgenössische afrikanische Modeszene entwickelt. Es gibt alte afrikanische Schriften, die von jungen Designern neu transformiert werden. Die neuen Designs zeigen, welche Bedeutung die Kleidung einer Person hat, in welcher Szene man aktiv ist, auch zu welchem Volk jemand gehört. Diejenigen, die nicht in der Szene aktiv sind, können diese Codes nicht lesen. Im westlichen Raum ist das nicht denkbar.

Und wie sieht es in Deutschland aus?

Es gibt ja auch Mode aus der rechten Szene mit gewissen Codes. Die in der Szene sind, können diese Codes direkt identifizieren. Aber man kann nicht mehr nur an Klamotten einschätzen, wer in die linke oder rechte Partei gehört. Das ist auch ein wenig erschreckend. Früher konnte man das besser einschätzen, aufgrund der Mode: Springerstiefel, Bomberjacke – das war dann klar. Politische Statements sind durchaus nach wie vor vorhanden, aber versteckter.

Ist es kulturelle Aneignung, wenn große Labels mit Kleidung aus den afrikanischen Ländern arbeiten?

Migrant­politan-TV „Fashion as political statement“: 20 Uhr, Kampnagel-Club, Jarrestraße 20, Eintritt frei

Wenn Bezug auf den Ursprung genommen wird, kann ich das tolerieren. Aber wenn die Labels das nur tun, um die wirtschaftliche Stabilität zu stärken, ist das schwierig. Zara hat zum Beispiel einmal versucht, die Arbeit eines jungen Designers zu kopieren, indem sie Socken mit dem gleichen Muster produziert haben. Der südafrikanische Designer Maxhosa hatte genug Einfluss, um mit Anwälten dagegen vorzugehen. Zara musste alle Socken aus dem Sortiment nehmen.

Darf ich denn als Einzelperson einfach so afrikanische Mode kaufen?

Eine Tasche schön finden und sie kaufen, ohne sich große Gedanken darüber zu machen, ist die Regel. Leider geht dadurch etwas verloren. Ich denke, dass es sinnvoll wäre, sich mit dem Hintergrund der Mode auseinandersetzen.

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