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heute in hamburg„Schlüsselrolle Hamburgs beim Völkermord“

Jürgen Zimmerer, 52, Professor für die Geschichte Afrikas an der Uni Hamburg, leitet seit 2014 die Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe.

Interview Petra Schellen

taz: Herr Zimmerer, muss nach Ihrer Tagung Hamburgs Kolonialismusgeschichte neu geschrieben werden?

Jürgen Zimmerer: Nicht komplett neu; die Tagung präsentiert ja einen Teil der Ergebnisse der dreijährigen Arbeit der Forschungsstelle „Hamburgs (post)koloniales Erbe“. Aber es wird deutlich, dass Hamburgs Kultur und Wirtschaft viel stärker in den Kolonialismus involviert waren, als wir es vermuteten. Mit dem Schwerpunkt auf Tansania und die Wandsbeker ,Askari‘-Reliefs zeigen wir außerdem die Verschränkung zwischen Kolonialrevisionismus und Nationalsozialismus.

Was zeigen die ,Askari‘-Reliefs?

Afrikanische Hilfstruppen der deutschen Kolonialherren. Aufgestellt wurden sie im Zuge der NS-Wiederaufrüstung im August 1939, unmittelbar vor dem Ost-Feldzug. Sie stehen für die Verbindung vom ersten deutschen Kolonial­reich zum zweiten, das im Zweiten Weltkrieg erobert werden sollte.

Warum stehen diese rassistischen Reliefs noch?

Weil sie Anfang der Nullerjahre wieder aufgestellt und unter Denkmalschutz gestellt wurden. Außerdem ist fraglich, ob man sie entfernen soll. Diese koloniale Beziehung gehört ja zum Hamburg, und es ist wichtig, Originalzeugnisse zu erhalten und zu nutzen, um über dieses Kapitel der Geschichte aufzuklären, das ja die Vorgeschichte der Globalisierung ist.

Welche weiteren neuen Erkenntnisse gibt es?

Wir haben herausgefunden, dass Hamburg beim Völkermord an den Herero und Nama eine Schlüsselrolle spielte, weil die Woermann-Linie damals das Monopol auf Truppentransporte und Versorgungsfahrten für Südwest-­Afrika hatte.

Und worüber wird der tansanische Kollege Reginald Kirey sprechen?

Er forscht seit drei Jahren bei uns und wird von seinen Forschungen zur Erinnerungskultur in Tansania berichten. Außerdem werden zwei namibische Künstlerinnen ihre Perspektive präsentieren.

An der Schlussdebatte nimmt der Handelskammer-Präses Tobias Bergmann teil. Eine Premiere?

Ja, und da schließt sich ein Kreis: 1883 schrieb der damalige Handelskammer-Präses Adolph Woermann an Bismarck und forderte formale Kolonien. Und 2018 stellt sich der 234. Präses erstmals einem Podium und sagt, wir diskutieren über das koloniale Erbe der Kammer.

Tagung: „Confronting the colonial past. ,Askari‘, Lettow-Vorbeck and Hamburg‘s entangled (post-)colonial legacies“: noch heute und morgen, Uni Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1

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