heute in hamburg: „Ich bin ein großer Fan von Kurzfilmen“
Julian Schöneich, 30, ist Filmemacher in Hamburg. Mit dem Kollektiv Film Fatal macht er freie und kommerzielle Kurz- und Langfilme.
Interview Adèle Cailleteau
taz: Herr Schöneich, wie guckt man einen gesellschaftskritischen Kurzfilm über die Textilindustrie im Anschluss an einen Thriller?
Julian Schöneich: Der Filmabend heute ist ein bisschen ein Experiment. Oft werden zum Beispiel nur Horror-Filme gezeigt. Aber wir denken, dass Filme aller Genres unterhaltsam sein können. Es schließt sich nicht aus, dass man spannende Filme hat und auch mal gesellschaftskritische Filme mit starker Botschaft zeigt. Heute Abend geht es um sehr unterschiedliche Kurzfilme – vom Dokumentarfilm bis zum Thriller. Von allem kann der Zuschauer etwas mitnehmen.
Was haben sie gemeinsam?
Den Bezug zu Hamburg. Es gibt zum Beispiel eine Dokumentation zum G20-Gipfel, aus der Perspektive der Einwohner. Oder „Red Run“: Das ist ein Vampir-Film, der auf der Reeperbahn spielt. Unser Programm ist lokal und zeigt, was Filmemacher aus der Gegend machen.
Ihr eigenes Kollektiv macht politische Filme?
Wir versuchen, gesellschaftskritische Impulse zu geben, zum Beispiel mit dem Film über den G20-Gipfel. Als Filmemacher haben wir eine relativ freie Perspektive, um anders den Konflikt zu zeigen. In St. Pauli gibt es Spannungen zwischen der linken Szene und der Polizei. Als Anwohner des Viertels, aber nicht politisch aktive Menschen wollten wir eine andere Perspektive eröffnen. Wir haben eine besondere Herangehensweise, anders als offizielle Medien oder Amateure.
Was ist das Besondere an Kurzfilmen?
Es sind kleine Überraschungen. Und das Schöne an einem solchen Abend ist: Man weiß, dass viele Filme mit unterschiedlichen Ideen und Motiven gezeigt werden. Wenn einem einer nicht gefällt, gibt es in fünf Minuten einen weiteren. Man kriegt von dieser Vielfalt einen unglaublichen Input. Ich bin ein großer Fan von Kurzfilmen.
Auch als Filmemacher?
Bei Kurzfilmen muss man als Filmemacher wesentlich fokussierter darauf sein, was man eigentlich erzählen will. Sie sollen möglichst einfach umgesetzt werden; das ist die tatsächliche Kunst daran. Man braucht nicht so viel Handlung oder Schauspieler, aber er kann eine große Wirkung haben.
Welcher ist heute Abend Ihr liebster?
Uh. Da fehlt mir der Abstand. Spontan würde ich sagen: der Vampir-Film. Der ist vielleicht das interessanteste Projekt. Aber jeder Film hat etwas.
Kurzfilmabend „Black Thursday“ mit Gästen: 21 Uhr, 3001 Kino, Schanzen-straße 75
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