heute in hamburg: „Verärgerte Wichtel rächen sich bitter“
Interview Petra Schellen
taz: Frau Haefs, gibt es eine speziell skandinavische Weihnacht?
Gabriele Haefs: Es gibt schon einige besondere Bräuche. Zum Beispiel die Weihnachtswichtel, denen man eine Schale Brei in den Stall stellen muss, damit sie den weiter in Schuss halten. Andernfalls können sie sich bitter rächen.
Brennt dann der Hof ab?
Ja – oder sie sorgen einfach für gar nichts mehr. Die Pferde verhungern und verwahrlosen … In einer der skandinavischen Weihnachtsgeschichten im Buch „Nordlicht, Elch und Tannengrün“, aus dem wir heute lesen, legt ein Wichtel die Arbeit nieder, und prompt bricht Chaos aus.
Was für Geschichten erklingen denn heute Abend?
Rührselige und spöttische. Eine handelt von einer dementen Frau, die Weihnachten nach Hause kommt und sich auf dem alten Hochzeitsbild nicht mehr erkennt. Und ein Klassiker ist die – in Norwegen alljährlich im Radio gelesene – alte Geschichte von den sieben Waisen, die Weihnachten auf sieben Höfe verteilt werden sollen und würfeln, wer zur beliebten Krämersfrau darf. Als die das hört, nimmt sie alle sieben zu sich.
Und die spöttischen Texte?
Einer handelt von einem älteren Ehepaar, das nur keifend verkehrt, weshalb die Kinder den Weihnachtsbesuch verweigern. Daraufhin sind die beiden probehalber einen Abend höflich zueinander, bis sie es nicht mehr aushalten. Dann zeigt sich: Sie lieben sich heiß und innig, und das ist eben ihr Tonfall. Weihnachten ist ihnen egal – aber wenn sie nur gemein zueinander sein können, sind sie glücklich.
In welchen Sprachen lesen Sie und die beiden anderen Übersetzerinnen heute?
Auf Deutsch. Wenn jemand es möchte, tragen wir auch Passagen auf Schwedisch, Norwegisch und Finnisch vor.
Deutsche verbinden Weihnachten gern mit Skandinavien. Tun Skandinavier das auch?
Nein. Die Norweger etwa verbinden Deutschland mit Weihnachten und reisen in Busladungen schon im Sommer nach Rothenburg ob der Tauber, wo es einen riesigen Weihnachtsladen gibt und finden, das hier sei das wahre Weihnachten. Denn sie haben ja nicht nur den Weihnachtsbaum von uns übernommen, sondern auch viele Lieder. Wobei die Norweger sogar „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ zum Weihnachtslied gemacht haben. Das ist für unsereinen schon eigenartig, wenn sie das auf Norwegisch vorm Weihnachtsbaum singen …
Lesung: Gabriele Haefs, Christel Hildebrandt und Dagmar Mißfeldt lesen aus “Nordlicht, Elch und Tannengrün“: 19.30 Uhr, Jussi Krimicafé, Lehmweg 35
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen