piwik no script img

heute in hamburg„Es bleibt mehr Abfall liegen“

MÜLL Die Stadtreinigung erörtert auf einer Tagung, wie mit Trends wie dem Cornern umzugehen ist

Foto: privat
Reinhard Fiedler

60, Biologe, ist seit 1998 Sprecher der Hamburger Stadtreinigung. Davor war er Assistent der Geschäftsführung.

taz: Herr Fiedler, die Stadtreinigung veranstaltet eine Sauberkeitskonferenz – das klingt ein bisschen nach Kehrwoche.

Reinhard Fiedler: Wenn es nach Kehrwoche klänge, wäre es gut, weil sich dann alle um die Sauberkeit kümmerten.

Ist es heute schwieriger, die Stadt sauber zu halten als früher?

Es finden viel mehr Aktivitäten im Freien statt. Das führt leider dazu, dass viel mehr Abfall auf Straßen und Wegen liegen bleibt.

Was bleibt da so liegen?

Das beginnt mit den Überresten vom Grillen auf den Wiesen und geht hin bis zu Flaschen und Einwegverpackungen beim Cornern. Es ist heute ja in bestimmten Vierteln üblich, nicht mehr in der Kneipe, sondern vor der Kneipe zu sitzen.

Zumindest die Flaschen räumen ja die Flaschensammler schön sauber ab.

Die räumen aber keine Wodka­flaschen und auch keine Weinflaschen ab, für die es kein Pfand gibt.

Weshalb haben Sie einen Trendforscher eingeladen?

Wir brauchen Unterstützung, um neues Freizeitverhalten prognostizieren zu können. Es tauchen immer wieder neue Phänomene auf, die neue Abfallberge mit sich bringen.

Wie gehen Sie technisch mit diesen Problemen um?

Das ist nicht so ganz einfach, denn solange sich Menschen auf den Flächen aufhalten, können wir mit Maschinen nicht effektiv reinigen. Deshalb machen wir das meistens in den frühen Morgenstunden. Das heißt aber: Wenn keiner da ist, ist es sauber und wenn viele Leute kommen, ist es schnell wieder schmutzig.

Sind die Mülleimer mit einem großen Container unter der Erde eine Reaktion darauf?

Wenn wir überraschend sehr gutes Wetter bekommen und alle Leute draußen ihr Fastfood essen oder Getränke to go konsumieren, ist es schwer, die anfallenden Abfälle schnell und sicher entsorgen zu können, ohne dass die Papierkörbe überlaufen. Dann kommen wir nicht damit hinterher, die normalen Hängepapierkörbe zu leeren.

Wieso ist es wichtig, sich mit den verschiedenen Reinigungsverantwortlichen abzustimmen?

In den Grenzbereichen, etwa der von uns gereinigten Gehwege und eines Parks gibt es unterschiedliche Reinigungsintensitäten und auch -frequenzen. Es nützt uns wenig, wenn wir unseren Gehweg schön sauber halten und der Grünstreifen daneben verschmutzt ist. Der Hamburger, der da längs läuft, sieht in der Regel nur den Schmutz.

Interview: Gernot Knödler

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen