heute in bremen : „Das Land wird auf Krieg vorbereitet“
Das Aktionsbündnis „Die Himmlischen Vier“ erinnert ans Ende des Zweiten Weltkriegs
taz: Herr Eggerdinger, erleben wir heute eine radikal-pazifistische Veranstaltung?
Stefan Eggerdinger, Aktionsbüro die Himmlischen Vier: Das kann eine Gedenkveranstaltung zum Kriegsende ja gar nicht sein. Die muss daran erinnern, was die anderen Länder auf sich nehmen mussten, um Hitler zu besiegen, daran, dass der äußerste Krieg notwendig war.
Die Himmlischen Vier…?
… das sind die Alliierten, die Franzosen, Sowjetunion, die USA und England.
Warum kommt dann nur ein ehemaliger Rotarmist?
Das ist ein Zufall: Beim ersten Mal, 2006, waren Veteranen aller vier Armeen dabei. Wir wollen diese Veranstaltung jedes Mal in einer anderen Stadt machen und jedes Mal soll ein anderer Veteran sprechen. Gut möglich, dass es im nächsten Jahr ein britischer oder US-amerikanischer Soldat sein wird.
Ihre Aktion gibt es seit sechs Jahren, und anfangs gab es Widerstand von den Behörden. Welche Ziele verfolgen Sie mit der Veranstaltung?
Es stimmt, es hat drei Jahre gedauert, bis wir das in Berlin und Potsdam erstmals machen durften. Wir verstehen Erinnern nicht nur als Gedenken an das, was gewesen war, sondern eben auch an das, was bei der Konferenz von Potsdam vereinbart wurde und noch nicht erreicht ist: Ein Deutschland ohne Faschisten, ohne Waffen und ohne Militär.
Ohne Militär – das ist seit der Gründung von NVA und Bundeswehr nicht mehr salonfähig.
Das mag sein, aber es ist ja kein Zufall, dass 1945 erstmals die vollständige Entwaffnung eines Landes beschlossen wurde. Jetzt aber bereitet sich dieses Land wieder auf Krieg vor, oder vielmehr: Es wird auf den Krieg vorbereitet. Bei uns sprechen deshalb auch Vertrauensleute von Bremer Großbetrieben, die sagen: Wir produzieren für den Krieg. Wenn man diese Entwicklung sieht, dann müssen wir doch daran erinnern. Auch wenn es nicht salonfähig ist.
Dass gesagt wird: Deutschland muss – wie früher die Alliierten gegen Hitler – für Sicherheit und Freiheit in der Welt auch militärisch einstehen ist keine Handlungsoption?
Nein, das ist keine Handlungsoption. Das ist ja dieselbe Politik, die Hitler auch gemacht hat: 1938 hat der gesagt, wir müssen die Außenpolitik so darstellen, dass das Volk von selbst nach Krieg schreit. FRAGEN: BES
Antikriegsaktion „Das Begräbnis oder die Himmlischen Vier“, Bürgerzentrum Neue Vahr, 13.30 Uhr