heute in bremen : „Von modernen Sklaven angebaut“
Spitou Mendy erklärt den bitteren Beigeschmack von Discounter-Gemüse aus Andalusien
taz: Herr Mendy, kann man überhaupt guten Gewissens Gemüse aus Andalusien essen?
Spitou Mendy, südspanische LandarbeiterInnengewerkschaft: Ja. Aber man sollte zugleich den Kampf der ausgebeuteten Arbeiter unterstützen.
Wie soll das von hier aus gehen?
Jeder kann sich informieren, was für unglaubliche Arbeitsbedingungen auf diesen Plantagen herrschen. Wenn allen klar wäre, dass auf den Tellern in Frankreich, England und Deutschland Früchte landen, die von modernen Sklaven angebaut werden, gäbe es so viel Druck, dass die Plantagenbesitzer ihren Verpflichtungen nachkommen müssten.
Welchen?
Es gibt einen vorgeschriebenen Mindestlohn: 43,12 Euro für acht Stunden. Niemand kriegt das. Real gibt es 25 bis 35 Euro pro Tag.
Gilt dies für Arbeiter mit und ohne Papiere?
Ja. Der Unterschied ist: Für die mit Papieren werden Sozialabgaben bezahlt. Außerdem müssten die Plantagenbesitzer eine Unterkunft stellen. Das tun sie aber nicht.
Wo leben die Arbeiter denn?
In Hütten, die sie aus Plastik und Kartons zwischen den Gewächshäusern bauen, ohne Wasser und Elektrizität. Das gilt vor allem für die Maghrebiner. Das Schlimmste ist: Normalerweise bekommt man nach drei Jahren illegalen Aufenhaltes Papiere. Weil aber dauernd die Polizei kommt und „Abschiebeanordnungen“ ausstellt, ohne wirklich abzuschieben, fängt die Frist von vorn an. Deshalb werden viele niemals legalisiert.
INTERVIEW: Christian Jakob
Supermärkte und Globalisierung: Vom Ausverkauf sozialer Rechte durch EU, Lidl & Co., DGB-Haus, 19 Uhr