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heute in bremen„Der Begriff ‚Migrant‘wirkt ausgrenzend“

Foto: Matej Meza

Libuse Cerna,67, ist Journalistin, Dozentin und Vorsitzende des Bremer Rats für Integration.

Interview Marie Gogoll

taz: Frau Cerna, was hat der Tag der deutschen Einheit mit Integration zu tun?

Libuse Cerna: Wir fragen: Wie einheitlich ist dieses Land und wer gehört zu dieser Einheit dazu und wer nicht?

Und wie lautet Ihre Antwort auf diese Frage?

Ich hoffe, wir kommen der Antwort bei der Veranstaltung heute Abend näher. Dort bin ich ja nicht alleine, sondern diskutiere mit anderen fachkundigen Leuten.

Sie schreiben in der Veranstaltungsankündigung von „postmigrantischen Perspektiven“. Was meinen Sie damit?

Die Terminologie, die man heute rund um Migration nutzt, ist oft schwierig zu verwenden. Es gibt sehr unterschiedliche Begriffe, die noch unterschiedlicher benutzt werden. Der Begriff „Migrant“ wirkt oft ausgrenzend.

Deshalb stattdessen der Begriff „postmigrantisch“?

Ja. In diesem Land leben Millionen von Menschen, die als Migrant*in und damit als außen stehend betrachtet werden. Dabei sind sie Teil der Gesellschaft. Trotzdem gehören sie scheinbar nicht zur „Einheit“.

Was ist die Tätigkeit des Bremer Rats für Integration?

Wir organisieren Veranstaltungen, bei denen wir uns mit dem weiten Feld des Themas Integration auseinandersetzen. Außerdem beteiligen wir uns an politischen Prozessen, indem wir Entwürfe kommentieren, unsere Ansichten einbringen und Inhalte diskutieren. Momentan beteiligen wir uns zum Beispiel beim Aufbau der Landes-Antidiskriminierungsstelle, beim Aktionsplan gegen Rassismus und am Rahmenkonzept für gesellschaftliche Teilhabe und Diversität.

Diskussionsforum „Einigkeit –Recht –Freiheit –Postmigrantische Perspektiven auf das Einheitsgefühl.“ 18 Uhr, Livestream auf der FacebookSeite der Friedrich-Ebert-Stiftung Nord und dem YouTube-Kanal „Decamerone globale“.

Sind solche Initiativen durch Corona noch wichtiger geworden, wächst die gesellschaftliche Spaltung?

Ja, die wächst noch mehr als vorher schon. Das sieht man schon allein an den Schulen. Wenn es für Schüler*innen zur Quarantäne kommt, stehen sie vor ungleichen Bedingungen. Es gibt dann welche, die einfach nicht erreicht werden können, weil sie nicht mal eine E-Mail-Adresse haben. Durch solche Strukturen wachsen bestehende Ungleichheiten.

Werden Sie noch weitere Veranstaltungen zu diesem Thema organisieren?

Eigentlich haben wir geplant, eine Veranstaltung pro Monat zu machen. Aber im Moment ist es so schwierig, etwas zu organisieren, deswegen kann ich noch nicht klar sagen, ob das auch funktioniert.

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