heute in bremen: „An Neujahr gibt es extrem viel zu beachten“
Renate Noda, 54, Leiterin der Abteilung Völkerkunde und für die Asien-Sammlung des Übersee-Museums zuständig.
Interview Sophie Lahusen
taz: Frau Noda, am 25. 1. ist chinesisches Neujahr, die Feiern beginnen schon jetzt. Das traditionelle Fest hat in jedem Fall mehr Tiefgang als unser Böller-Silvester, oder?
Renate Noda: Es ist ein bisschen mit unserem Weihnachten zu vergleichen, es ist das wichtigste Fest des Jahres, es wird viel gegessen, die Familien kommen zusammen und all das.
Aber Feuerwerk gibt es auch?
Ja, auf jeden Fall: Das Feuerwerk kommt ursprünglich aus China, Schwarzpulver ist eine alte, chinesische Erfindung. Mit dem Krach der Knaller vertreibt man traditionell das Böse und lädt das Glück wieder ein.
Klingt ein bisschen nach Aberglaube.
Es gibt in der chinesischen Tradition extrem viele Sachen, die es an Neujahr zu beachten gibt und die man nicht machen sollte, wen man Glück und Wohlstand haben will.
Dass man durch das offene Fenster beispielsweise das Glück einlädt oder dass man sich nicht die Haare schneiden oder Schuhe kaufen darf, weil das Unglück bringt?
Ja, genau, das zum Beispiel.
Jetzt beginnt das Jahr der Ratte, letztes Jahr hatten wir das Jahr des Schweins – nicht unbedingt attraktive Tiere. Was bedeuten sie?
Jedes Tier symbolisiert eines der zwölf Tierkreiszeichen und hat bestimmt Charaktereigenschaften. Das Schwein zum Beispiel ist das Zeichen für Familie, soll Glück und Wohlstand bringen.
Und die Ratte?
Chinesisches Neujahrfest: Workshops, Konzerte, Kochkurse, 13–18 Uhr, Überseemuseum
Die wird auch in China durchaus negativ gesehen: Sie wird mit Feigheit und Gemeinheit assoziiert, ist aber gleichzeitig auch wieder ein Glückssymbol und steht für Fleiß und Wohlstand, weil sie fähig ist, Vorräte aufzufinden und zu horten. Außerdem gilt die Ratte als sehr intelligent.
Sind diese Glauben und Traditionen des chinesischen Neujahrs ursprünglich religiös?
Ja, ich würde wieder sagen: vergleichbar mit unserem Weihnachten. Das feier ich auch, ohne religiös zu sein, aber natürlich sind das alles ursprünglich uralt religiös begründete Traditionen.
Und was gibt es davon heute im Überseemuseum zu sehen?
Natürlich den traditionellen Drachentanz und auch das Feuerwerk. Es gibt aber auch Kochkurse, wo wir die chinesischen Maultaschen Jiaozi machen, was man zum Neujahr isst. Und man kann einen Crash-Kurs Chinesisch machen und natürlich Tee trinken. Das Programm ist vor allem auch für Familien geeignet.
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