heute in bremen: „Siddhartha gibt keine einfachen Antworten“
Jeanette Luft, 44, ist Puppenspielerin und hat 2011 das Bremer Theater „Mensch, Puppe!“ mitgegründet.
Interview Eiken Bruhn
taz: Frau Luft, ganz ehrlich, bei Hesses „Siddhartha“ denke ich als erstes „Oh, Gott, was für ein Kitsch“ – ist Ihnen diese Assoziation oft begegnet?
Jeanette Luft: Nein, gar nicht, das höre ich zum ersten Mal. Alle, denen ich davon erzählt habe, haben gesagt: „Oh, wie toll, das habe ich auch mal gelesen.“
Das zeigt sich auch daran, dass die Aufführungen im Oktober und November nahezu ausverkauft sind. Es müssen viele das Buch in der Schule gelesen haben, ich ja auch.
Viele, mit denen ich gesprochen habe, haben es auch als Erwachsene gelesen. Bei uns arbeitet jemand im Büro, die hat es schon 20 Mal gelesen. Ich habe es auch erst jetzt kennen gelernt für das Stück. Ich komme ja aus dem Osten, da gab’s das nicht in der Schule.
Wie kamen Sie dann darauf?
Ich wollte mal etwas anderes machen und habe einen Stoff gesucht. Ein Freund brachte mich auf „Siddhartha“.
Was meinen Sie damit, etwas anderes machen?
Ich hatte nach etwas gesucht, wo die Seele zu sehen ist. Und „Siddhartha“ funktioniert sehr gut, weil Puppen eine große Dynamik im Spiel brauchen. Bei Siddhartha passiert auf seiner Suche sehr viel, er trifft tolle Leute wie den Fährmann oder den Kaufmann. Ich finde, dass es uns sehr gut gelungen ist, das innere Erleben sichtbar zu machen.
Premiere „Hermann Hesse: ‚Siddhartha‘“: 20 Uhr, „Mensch, Puppe!“, Schildstraße 21. Es gibt noch Karten für die Vorstellungen im Dezember
Wie?
Wir arbeiten zum ersten Mal mit Videoprojektionen, die hat Eike Buff von Urban Screen für uns gemacht, und ein Musiker spielt seine Komposition.
Und es ist nicht esoterisch?
Ich finde nicht. Es gibt keine einfachen Antworten auf der Suche nach dem Sinn, das ist die Aussage des Buchs. Und für mich hat das, was Hesse beschreibt, viel Aktualität. Ich mache gerade eine Qi-Gong-Ausbildung in Hamburg und treffe dort auf Menschen aus sehr unterschiedlichen Berufen, die das Ziel verbindet, etwas zu finden, wo man zur Ruhe kommt. Da bietet sich die Meditation, wie sie im Taoismus oder Buddhismus gelernt wird, sehr an. Die hat etwas sehr Klares.
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