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heute in bremen„Eine breite Auswahl von Genres“

Foto: Rike Oehlerking

Jens Laloire, 41, ist Autor, Kulturjournalist und Geschäftsführer des Literaturkontors Bremen.

Interview Florian Fabozzi

taz: Herr Laloire, „Bremen liest“ findet heute zum zweiten Mal statt. Nach welchen Kriterien wurden die Autor*innen ausgewählt?

Jens Laloire: Es gab ein Bewerbungsverfahren, bei dem wir leider nicht alle berücksichtigen konnten. Wir haben vor allem auf eine gute Mischung aus jüngeren und älteren Autor*innen und eine breite Auswahl von Genres geachtet. Dabei haben wir jedoch nur Autor*innen in Betracht gezogen, die bereits etwas publiziert haben.

Inwieweit sind auch Werke vertreten, die aktuelle politische Themen behandeln?

Ein gutes Beispiel dafür ist „Leute machen Kleider“ von Imke Müller-Hellmann. Sie hat sich mit der globalen Textilindustrie befasst, mit Konzernen gesprochen, sich zu den Produktionsstätten begeben und sich die Arbeitsbedingungen angeschaut.

Wie war im letzten Jahr die Resonanz und welche Menschen kommen zu den Lesungen?

Der größte Teil der Besucher*innen ist schon etwas älter, doch wir haben festgestellt, dass junge Autor*innen auch junge Besucher*innen anziehen. Wir hatten im letzten Jahr eine Lesung, bei der einige Menschen nicht mehr hin­einkamen, weil die Buchhandlung nur hundert Leute fasste.

Wird es dieses Jahr auch Aktionen für die Besucher*innen geben?

Im Vorfeld hatten Interessierte die Möglichkeit, sich für die offene Bühne im Kukoon anzumelden. Innerhalb von sieben Minuten dürfen die Autor*innen dort ihre Werke auf der Bühne vortragen. Nächstes Jahr wollen wir die Möglichkeiten zum aktiven Mitmachen weiter ausbauen.

Außerdem haben die Besucher dieses Jahr die Möglichkeit, einen Einblick in das Verlagswesen zu erhalten …

Genau. Um 15 Uhr klärt Klaus Kellner vom Kellner-Verlag in der Neustadt Interessierte über die handwerklichen Schritte vom Manuskript zum Buch auf.

Literatur­festival „Bremen liest“: Lesungen in Buchhandlungen und Verlagshäusern in der Neustadt, Findorff, Bremen-Mitte, Blumenthal, Lesum, Vegesack, Schwachhausen und im Viertel, ab 15 Uhr

Wie ist es denn insgesamt um die Bremer Literaturszene bestellt?

Es gibt neben „Bremen liest“ weitere Festivals wie etwa „Poetry on the Road“. Außerdem gilt der Bremer Literaturpreis als einer der renommiertesten in Deutschland. Was uns aber fehlt, ist ein klassisches Literaturzentrum. Einen großen Veranstaltungsort für Lesungen aller Art. Dabei stelle ich mir aber keinen elitären Bildungstempel vor, sondern ein Ort, an dem sich auch die freie Szene austoben kann.

Worüber freuen Sie sich heute besonders?

Es ist wunderbar, dass wir diesmal drei Kinderbuchautor*innen dabei haben und dadurch auch die Jüngsten an dem Festival ihre Freude haben können.

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